Königsdramen:Glamouröse Adels-Affären in neuen Formaten
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Lieben, Leben und Leiden der bayerischen Royals Ludwig II. und "Sisi" haben im Kino vielfältige Spuren hinterlassen. Fans dürfen sich nun auf zwei neue Spielfilme und eine Netflix-Serie freuen.
Von Josef Grübl
Das wahre Drama des Märchenkönigs begann schon sieben Monate nach seiner Geburt: Im Frühjahr 1846 erkrankte die Amme von Otto Friedrich Wilhelm Ludwig von Wittelsbach, dem späteren König Ludwig II. von Bayern. Sie bekam Fieber und verstarb an einer Hirnhautentzündung. Vermutlich hatte sie ihn noch angesteckt, zumindest wird das als Grund für seine lebenslangen Kopfschmerzen gesehen. Wäre die Geschichte also anders ausgegangen, wenn der royale Säugling von einer anderen Frau gestillt worden wäre? Wäre er volksnäher gewesen, weniger entrückt vielleicht? Mag sein, das sind aber nur hypothetische Gedankenspiele. Fakt ist, dass die Bayern ihrem maladen Monarchen viel zu verdanken haben, nicht nur die Schlösser in Neuschwanstein oder auf Herrenchiemsee.
Im Kino hat Ludwig II. ebenfalls Spuren hinterlassen, sehr viel mehr als seine königlichen Vorfahren oder Nachfolger. Oder erinnert sich jemand an große Filmmomente mit Maximilian II. oder Prinzregent Luitpold? Eben. Die tragische Lebensgeschichte Ludwigs wurde dagegen immer wieder verfilmt, das erste Mal 1913, der bislang letzte Ludwig-Film kam 2012 in die Kinos. Schauspieler wie Wilhelm Dieterle, O.W. Fischer, Harry Baer oder Sabin Tambrea spielten ihn, am legendärsten ist aber wohl die Darstellung von Helmut Berger. Der zu einer gewissen Exzentrik neigende Österreicher verkörperte den Monarchen in Luchino Viscontis vierstündigem Epos Ludwig II. derart exaltiert, dass man sich kaum einen anderen mehr in dieser Rolle vorstellen kann. Selbst die Darstellung der königlichen Kopfschmerzen gelang ihm famos.
Darüber hinaus treffen in diesem Film zwei bayerische Super-Royals aufeinander: Neben Ludwig erzählt Visconti auch von Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, besser bekannt als "Sisi", der Kaiserin von Österreich. In Sachen filmischem Nachlass ist Elisabeth ihrem Schwager Ludwig sogar etwas voraus: Die Geschichte der bayerischen Prinzessin, die das Herz des österreichischen Kaisers eroberte, wurde noch viel öfter verfilmt, es gibt Kinodramen, Fernsehmehrteiler und Zeichentrickserien über sie.
Am wildesten trieb es Michael "Bully" Herbig, der die Kaiserin im Fernsehen regelmäßig durch den Kakao zog und später einen Kino-Animationsfilm über sie machte. Lissi und der wilde Kaiser ist pure Comedy, die Kaiserin sprach der Regisseur übrigens selbst. Davon abgesehen gibt es für viele Zuschauer ohnehin nur eine einzig wahre Elisabeth: Romy Schneider. In den Fünfzigerjahren spielte sie in drei phänomenal erfolgreichen Kinofilmen die liebenswert-patente Sissi. Schneider selbst hasste diese Rolle später, sie klebe "wie Grießbrei" an ihr, beschwerte sie sich. Vielleicht sagte sie auch deshalb zu, als der Großmeister Visconti sie 1973 fragte, ob sie noch einmal die Kaiserin spielen wolle: Im bereits erwähnten Ludwig II. verkörperte sie die älter gewordene Elisabeth ganz anders, zynischer und desillusionierter.
An dieses Sisi-Bild wollen auch zwei neue Kinofilme anknüpfen, die noch dieses Jahr in Bayern und Österreich gedreht werden sollen, mit Vicky Krieps und Susanne Wolff in den Titelrollen. Wer dagegen eine royale Lovestory mit der jungen Prinzessin sehen will, darf sich auf eine neue Netflix-Serie freuen: Nach dem weltweiten Erfolg der Windsor-Serie The Crown hat der Streaming-Gigant vor kurzem eine Sisi-Serie in Auftrag gegeben, die deutsche Nachwuchsschauspielerin Devrim Lingnau soll sie spielen.
Sissi 1-3, A/D 1955-57, Regie: Ernst Marischka; Ludwig II., I/F/D 1973, Regie: Luchino Visconti; Ludwig II., D/AUT 2012, Regie: Peter Sehr und Marie Noëlle; Lissi und der wilde Kaiser, D 2007, Regie: Michael "Bully" Herbig, alle Filme sind auf DVD erhältlich