Süddeutsche Zeitung

Kultur:In Regensburg soll 2018 das Museum der Bayerischen Geschichte eröffnen

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Von Hans Kratzer, München

Das langsam näher rückende Jahr 2018 wird dem Freistaat Bayern spannende Großereignisse bescheren. Zum Beispiel wird es dann 200 Jahre her sein, dass das Königreich Bayern eine Verfassung bekam. Außerdem wird der Freistaat 100 Jahre alt, weshalb im Kontext dieser Jubiläen in Regensburg das Museum der Bayerischen Geschichte eröffnet werden wird.

Es soll so etwas wie ein Leuchtturm der bayerischen Museumslandschaft werden. Bei der Vorstellung der Jahresbilanz des Hauses der Bayerischen Geschichte wollte Direktor Richard Loibl am Montag noch keinen konkreten Eröffnungstermin für dieses Museum nennen. "Denn von Berlin lernen, heißt siegen lernen", meinte er in Anspielung auf den seit Ewigkeit unfertigen neuen Flughafen der Bundeshauptstadt.

"Sie werden 2018 ein ganz herausragendes Museum zu sehen bekommen." Lediglich zu solch unverfänglichen Sätzen ließ sich Loibl hinreißen, womit er aber zumindest bekräftigte, dass das Eröffnungsjahr nicht in Frage gestellt wird. "2018 schaffen wir auf alle Fälle", sagte er. Wie schnell nun alles geht, hängt laut Loibl davon ab, ob es gelingt, die noch offene Gebäudehülle vor dem Wintereinbruch zu schließen. Wenn ja, könne innen zügig weitergearbeitet werden. Die Planung für die Innengestaltung ist fast abgeschlossen. Im März sollen die ersten Gewerke ausgeschrieben werden.

Als er auf die hin und wieder kritisierte Ästhetik des Gebäudes angesprochen wurde, erwiderte Loibl, es sei immer subjektiv, ob einem so etwas gefalle. "Aber: Das Gebäude gliedert sich in die historische Stadtsilhouette ein, das haben alle bestätigt, auch die Unesco." Für das Haus der Bayerischen Geschichte, das dieses Museum bestücken wird, biete es jedenfalls eine hervorragende Spielfläche, was in der modernen Museumsarchitektur nicht die Regel sei, sagte Loibl. "Das hier ist kein Selbstverwirklichungsobjekt der Architekten. Für unsere Zwecke ist das voll in Ordnung."

Als Loibl schließlich die Konzeption für die Dauerausstellung zur bayerischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts im ersten Stock des Museums vorstellte, sorgte er für einen kleinen Paukenschlag. Dort werde künftig der berühmteste bayerische Löwe hausen, sagte Loibl, nämlich das ausgemusterte und stets ordentlich brüllende Exemplar vom Eingang des Löwenbräuzelts auf der Münchner Wiesn.

Weiterhin soll auf einer der vielen Bühnen in diesem Ausstellungstrakt das Thema Flucht, Vertreibung und Integration präsentiert werden. Das Spektrum soll sich von der Ankunft der Gastarbeiter in den Sechzigerjahren bis hin zur aktuellen Flüchtlingskrise erstrecken.

Hochzufrieden zeigte sich das Haus der Bayerischen Geschichte über den Verlauf der Landesausstellung "Bier in Bayern" im niederbayerischen Aldersbach. Insgesamt sind dort mehr als 230 000 Besucher gezählt worden, "ein sensationelles Ergebnis", wie Loibl betonte. Die Freude bei den Veranstaltern war umso größer, als ihnen vorher wegen der etwas abgelegenen Lokalität Skepsis entgegenschlug. "Ja kann man denn dort übernachten? Und führt da überhaupt eine Strass' hin?", solche Fragen stellte so mancher Münchner.

Am Ende kamen 25 Prozent der Besucher in Aldersbach aus der Landeshauptstadt. Letztlich wurde die Schau über die Kulturgeschichte des Bieres die erfolgreichste Landesausstellung der vergangenen vier Jahre. Viele sahen darin ein Gesamtkunstwerk, "fast so schee wia dö Kircha danem", wie ein Gast reichlich beseelt ins Besucherbuch schrieb.

Allerdings kann sich ein Institut wie das Haus der Bayerischen Geschichte nie sehr lange auf seinen Lorbeeren ausruhen. "Bei uns ist es wie im Fußball", merkte Richard Loibl an, "nach der Landesausstellung ist vor der Landesausstellung." Breiten Raum nahm bei der Jahreskonferenz deshalb die kommende Landesaustellung "Ritter, Bauern, Lutheraner" in Coburg ein. Anlass ist der 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017. In Coburg wird es nicht nur um Luther gehen, sondern um das Zeitalter der Reformation, das von großen gesellschaftlichen und technischen Veränderungen wie dem Buchdruck geprägt war.

Viele alte Gewissheiten gerieten damals ins Wanken. Als zentralen bayerischen Beitrag zum Reformationsjubiläum präsentiert die Landesausstellung das pralle Leben auf dem Land, in der Stadt, in den Klöstern und in den Ritterburgen. Es geht um die Angst vor dem Tod, um Ablasshandel und Hexenverbrennung. "Wir wollen aber auch der Frage nachgehen, was die Reformation bewirkt hat", sagte Peter Wolf, Projektleiter des Hauses der Bayerischen Geschichte. Die Ausstellung soll laut Wolf als bayerischer Beitrag zum Reformationsjahr aber nicht mit anderen Veranstaltungen konkurrieren. "Das soll kein Martin-Luther-Wettlauf werden."

Coburg wurde als Veranstaltungsort bewusst gewählt, weil die Stadt ein wichtiger Schauplatz der Reformation war. Von der Veste Coburg aus verfolgte der in Reichsacht stehende Martin Luther die Geschehnisse des Augsburger Reichstags von 1530. Zu Beginn seines Coburger Aufenthalts hielt Luther Predigten in der spätgotischen Stadtkirche St. Moriz, in der bereits seit 1524 der Gottesdienst in der neuen lutherischen Form gehalten wurde. Die Wahl der beiden Originalschauplätze als Orte der Landesausstellung 2017 lässt die Stadt und die Veste als Einheit sichtbar werden.

Bayerische Landesaustellung 2017 "Ritter, Bauern, Lutheraner", Veste Coburg und Kirche St. Moriz, 9. Mai bis 5. November, täglich 9-18 Uhr. Kontakt: Haus der Bayerischen Geschichte, Zeuggasse 7, 86150 Augsburg, Telefon 0821/3295-0.

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SZ vom 13.12.2016
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