Süddeutsche Zeitung

Großeinsatz:Razzien bei "Reichsbürgern"

Lesezeit: 1 min

Polizei beschlagnahmt Waffen und Munition, keine Festnahmen

Von Thomas Schmidt, München

Mehr als 300 Polizeibeamte haben am Dienstag Razzien bei sogenannten Reichsbürgern in Bayern durchgeführt. Dabei wurden erneut Waffen und Munition sichergestellt. Die Einsatzkräfte fanden unter anderem zwei Langwaffen, 97 Schuss Munition des Kalibers neun Millimeter, diverse Schreckschusswaffen und Schrotmunition. Auch verbotene Gegenstände wie ein Totschläger und ein Schlagring, Wurfsterne, Elektroschocker, Butterflymesser und eine Reizstoffsprühdose wurden gefunden, berichtete Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord. Die betroffenen "Reichsbürger" leisteten keinen Widerstand, sagte Kammerer. Es sei auch niemand festgenommen worden, man habe lediglich einige Verdächtige zur Dienststelle mitgenommen, um sie erkennungsdienstlich zu erfassen.

45 "Reichsbürger" waren ins Visier der Ermittler geraten, 36 Wohn- und Geschäftsadressen in Bayern und Rheinland-Pfalz wurden am Dienstag durchsucht. Bei den Verdächtigen handelt es sich um "Führungsmitglieder", aber auch um "Staatsangehörige" und "Ausweisbezieher" des selbsternannten "Bundesstaats Bayern". Der fiktive Staat wird von einem unscheinbaren Einfamilienhaus im oberbayerischen Pliening aus geleitet, das nun schon zum zweiten Mal durchsucht wurde. Der Schwerpunkt der koordinierten Aktion von Polizei und Staatsanwaltschaft lag im Freistaat, es wurden Razzien in 28 Objekten durchgeführt. Die Einsatzkräfte stellten zahlreiche Beweismittel sicher, darunter Blankopapiere zur Urkundenherstellung von "Heimatscheinen", fiktiven Führerscheinen und Staatsangehörigenausweisen. Ziel der Durchsuchungen war Innenminister Joachim Herrmann zufolge, die Strukturen des Bundesstaats Bayern aufzudecken und "deren illegale Machenschaften zu zerschlagen". Die Drahtzieher versuchten, "aus ihrem irren Staatsverständnis heraus gewerbsmäßig illegalen Profit zu schlagen", sagte Herrmann.

Eine Durchsuchung fand in München an der Neumarkter Straße in Berg am Laim statt, zwei in Hohenbrunn. Zudem fanden Razzien statt in Erding, Fürstenfeldbruck, Fürth, Pfronten, Deggendorf, Roth, Siegenburg, Schwabach, Mitterteich, Bad Birnbach und Mainburg.

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Quelle:
SZ vom 22.03.2017
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