Süddeutsche Zeitung

Gesundheit in Bayern:Mehr als 850 Beschwerden beim "Pflege-SOS"

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Die Anlaufstelle bei Missständen in Einrichtungen zählt seit dem Start vor gut zwei Jahren 1500 Kontaktaufnahmen. Bei konkreten Beschwerden geht es um Personalstärke, Ernährung, Körperpflege oder Medikamente.

Immer wieder berichten Bewohner von Pflegeheimen und ihre Angehörigen von Missständen bei der Betreuung. Helfen soll eine anonyme Anlaufstelle. Gut zwei Jahre nach dem Start ist die Nachfrage weiter groß. Wie das bayerische Gesundheitsministerium am Wochenende mitteilte, sind seit Beginn des Projekts "Pflege-SOS Bayern" 853 konkrete Beschwerden eingegangen. Insgesamt wurde die Stelle seit März 2022 gut 1500 Mal kontaktiert.

Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) betonte, es sei wichtig, dass alle Anrufe vertraulich behandelt würden. "Die Menschen sollen darauf vertrauen können, dass sie oder ihre Angehörigen in Pflegeeinrichtungen bestmöglich versorgt werden." Bayernweit gebe es mehr als 1600 Pflegeheime, in denen "die meisten Pflegekräfte sehr gute Arbeit leisten. Umso wichtiger ist es, dass wir Missstände möglichst schnell erkennen und beheben, damit die Pflege nicht unter einen falschen Generalverdacht gerät". Jedem Hinweis werde unverzüglich nachgegangen. Das Projekt entstand schon unter Gerlachs Vorgänger Klaus Holetschek, sie kam Ende Oktober ins Amt.

Alle SOS-Pflege-Mitarbeiter haben laut Ministerium einen pflegefachlichen Hintergrund. Sie sollen die Beschwerden einschätzen, die Anrufer beraten und gegebenenfalls an die zuständigen Stellen weiterleiten. "Wir nehmen jeden Anruf, jede E-Mail und jeden Brief, den wir bekommen, sehr ernst", sagte LfP-Leiter Achim Uhl. "Es melden sich vor allem Angehörige oder andere nahestehende Personen. Aber auch Beschäftigte und Pflegeheimbewohner nutzen das Pflege-SOS Bayern."

Im Fokus der 853 Beschwerden stand zum Beispiel die Personalbesetzung, aber auch die Pflegequalität und Behandlungspflege. Zur Pflegequalität zählen Themen wie mangelnde Körperpflege oder die Ernährungsversorgung. Zu den Beschwerden über die Behandlungspflege gehören etwa, dass Medikamente nicht gegeben oder Wunden nicht ausreichend versorgt werden. Wenn sich Beschwerdepunkte erhärten und Einrichtungsträger ihrer Verantwortung für eine qualitätsvolle Pflege nicht ausreichend nachkommen, greifen der Mitteilung zufolge die zuständigen Stellen ein - die bei den Landratsämtern angesiedelten Fachstellen für Pflege- und Behinderteneinrichtungen, Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA), der Medizinische Dienst der Krankenkassen oder die Polizei.

Das "Pflege-SOS Bayern" ist montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr kostenfrei erreichbar - telefonisch unter 09621/966 966 0 sowie an pflege-sos@lfp.bayern.de per E-Mail.

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