Süddeutsche Zeitung

Ausgebüxt:Der Sommer der entlaufenen Tiere

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Tierische Geschichten blieben vergangenes Jahr weitgehend aus. Doch in diesem Jahr besteht Anlass zur Hoffnung: Den Anfang machen Schlange und Känguru.

Glosse von Maximilian Gerl

Der Sommer beginnt vielversprechend. Also zumindest für all jene Menschen in Bayern, die es mit exotischen oder seltenen Tieren halten. In der Hinsicht waren die vergangenen Jahre teils arg mau: keine einzige Schnappschildkröte weit und breit, die sich bereit fand, einen Badeweiher zu okkupieren - wie einst Lotti. Sie trieb im Oggenrieder Weiher im Ostallgäu ihr Unwesen und biss einem Buben die Achillessehne durch. Unvergessen. Und unerreicht. Doch nicht das kleinste Eidechserl suchte zuletzt das Rampenlicht.

Wie gesagt: Diese Zeiten scheinen vorerst vorbei zu sein. Dieser Tage machten gleich mehrere Tiere von sich reden, die man gemäß "Brehms Tierleben" in Bayern eher nicht vermuten würde. Eine Würgeschlange zum Beispiel. Laut Polizeibericht habe ein 71-jähriger Rentner "etwas ungläubig" reagiert, als er das Reptil am Donnerstag auf seinem Grundstück in Hof entdeckte. Vermutlich dürfte es den herbeigerufenen Polizisten nicht viel anders ergangen sein. Nach ihrer ersten Einschätzung handelte es sich um ein Exemplar der Gattung Boa constrictor - rund einen Meter lang und dick wie ein Unterarm. Diese Würgeschlange ist ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimatet und frisst eigentlich alles, was es von der Größe her überwältigen kann. Mit einer entsprechend "gehörigen Portion Respekt", wie es hieß, brachten die Beamten die Schlange zum örtlichen Tierschutzverein.

Weniger Glück hatte da ein Känguru, das mit vier Kollegen aus einem privaten Gehege in Mittelfranken ausgebüxt war: Während die anderen bald wieder eingefangen werden konnten, wurde der verbliebene Ausreißer einige Tage später von einem Auto überfahren. Ein weiteres Känguru ist bereits seit Ende April in Schwaben abtrünnig. "Knicksy" hüpft seitdem mutmaßlich fidel im Wald herum und ist einfach nicht zu fassen.

Und das war erst der Anfang. Der Sommer hält ja bestenfalls noch lange an. Weitere Tiersichtungen zeichnen sich bereits ab. So geht derzeit ein Bär im Tiroler Pitztal auf Streifzug, Luftlinie sind das etwa 40 Kilometer bis nach Garmisch-Partenkirchen. In St. Leonhard riss er auf einer Weide drei Schafe. Laut Tiroler Tageszeitung sei dem Bauern schon am Morgen bei seinen Tieren etwas "komisch" vorgekommen.

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Quelle:
SZ vom 11.06.2019
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