Süddeutsche Zeitung

CSU:Was wird aus Söder in zehn Jahren?

Lesezeit: 1 min

Bayerns Ministerpräsident kündigte an, seine Amtszeit begrenzen zu wollen. Söder wäre da 61 und noch längst nicht im Rentenalter. Und dann? Ein Angebot kommt unterdessen aus dem Vatikan.

Kolumne von Katja Auer

Opposition in Bayern ist ungefähr so vergnüglich wie als Veganer im Schlachthof zu arbeiten, da gibt es kein Vertun. Da braucht es Leidensfähigkeit und Charakterstärke und den festen Glauben daran, dass irgendwann die Mehrzahl der Leute feststellt, dass es doch gesünder ist, weniger Fleisch zu essen. Um im Bilde zu bleiben.

Allerdings hat die Opposition ihre Schwierigkeiten, sich den Wählern schmackhaft zu machen, und nicht nur deswegen, weil die CSU scheinbar wie Bratwürste und Schweinsbraten zu Bayern gehört. Vor einer Weile zum Beispiel hat Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, seine eigene Amtszeit auf zehn Jahre begrenzen zu wollen. Das darf der Opposition immer noch zu viel sein, das gehört zum Job, aber immerhin war schon vor seinem Amtsantritt ein Ende in Sicht, ein Veggieday nach zehnjähriger Drei-im-Weggla-Kur sozusagen. Weil die Opposition aber die Opposition ist, lehnt sie den Vorstoß ab. Was Söder wiederum großen Jubel im Bierzelt einbringt, wenn er erzählt, dass er vor lauter Demut und so weiter ja freiwillig aufhören würde, ihn die Opposition aber nicht lassen will.

Was er in zehn Jahren machen will, wäre freilich eine ganz andere Frage, da ist Söder gerade einmal 61, noch längst nicht im Rentenalter. Zumal bayerischer Ministerpräsident das schönste Amt der Welt sein soll, wie Horst Seehofer gern betonte. Nach dem des Papstes, diese Einschränkung machte er, als ein Bayer auf den Stuhl Petri rückte. Diesen Job wird der Lutheraner Söder nicht kriegen, das steht fest, da hilft es nichts, dass er vergangene Woche gleich zwei Päpste an einem Tag besuchte. Mit einem Korb voller Wurstwaren für den Bayern Benedikt im Übrigen.

In Rom traf Söder auch auf Annette Schavan, die deutsche Botschafterin am Heiligen Stuhl, der er zur Begrüßung sagte, dass sie wohl den schönsten Job der Welt habe. Das war bestimmt nur eine höfliche Floskel, Söder wirkt derzeit wirklich nicht so, als ob er sein Amt schnell los werden möchte. Schavan konterte trotzdem gleich, dass sich Söder ja bewerben könne. "In zehn Jahren." Scheint sich herumgesprochen zu haben, die Demut des bayerischen Landesvaters. Der Botschafter beim Heiligen Stuhl kann übrigens auch evangelisch sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4002443
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 05.06.2018
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.