Süddeutsche Zeitung

CSU-Plakat:"Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Lösung, und die ist falsch"

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So lautet ein Satz des Schriftstellers Umberto Eco. Für Bayern gilt er derzeit besonders.

Kolumne von Franz Kotteder

Slogans sind gut, wenn man sie auch ohne abgeschlossenes Studium versteht. Andererseits möchte man auch nicht geistig unterfordert werden. Insofern ist es rätselhaft, warum auf Münchner CSU-Plakaten derzeit "Bayern zuerst" steht. Man denkt da ja gleich an Donald Trump, den auch in Bayern mittlerweile viele Menschen in jener Rolle sehen, die man früher dem Dorfdeppen zugestand.

Wahrscheinlich drückt sich da nur die tiefe Sehnsucht aus nach einfachen Lösungen und der Überdruss an einer selbst in Bayern immer komplizierter werdenden Welt. Gerade eben hat die Landtags-CSU wegen dieser komplizierten Welt wieder ihren Heimatminister Markus Söder eingebremst. Bayern ist zwar im Flächenverbrauch ganz vorne dran, aber Söder ist dennoch einer Art Landesentwicklungswahn verfallen, er will überall Gewerbegebiete erlauben.

Das sogenannte Anbindegebot gestattet das bisher nicht, Gewerbegebiete sollen an Gemeinden "angebunden" sein. Söder wollte sie von dieser Leine lassen, aber die CSU im Landtag sagt: nur, wenn das "ohne wesentliche Beeinträchtigung des Orts- und Landschaftsbilds" geht. Eine Vorschrift, nach der bekanntlich immer schon verfahren wird. Was dabei herauskommt, kann man an unseren herrlichen bayerischen Gewerbe- und Industriegebieten allüberall im Lande sehen.

Es ist aber letztlich doch so, dass Natur und Landschaft schon schön sind. Aber Runterbeißen kann man davon nicht. Und auch wenn man nicht behauptet, dass der Klimawandel bloß so eine Spintisiererei ist, die sich der Chines' hat einfallen lassen: Man muss ja nicht gleich bei sich selber anfangen und zum Beispiel auf eine dritte Startbahn am Flughafen verzichten. Weil: Arbeitsplätze! Auch das ein schwieriges Thema.

Was hat die Politik nicht an den Mittelstand hingebenzt, er solle freie Ausbildungsplätze an junge Asylbewerber vergeben, wegen der Integration. Kaum macht der Mittelstand das, werden die Azubis in Herkunftsländer wie zum Beispiel Afghanistan abgeschoben, von denen eigentlich nur noch Dorfdeppen überzeugt sind, dass es dort sicher ist. Auch hier gilt eben der schöne Satz des Schriftstellers Umberto Eco: "Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Lösung, und die ist falsch."

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Quelle:
SZ vom 24.06.2017
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