Süddeutsche Zeitung

Parteitag:Frieden ist in der CSU kaum mehr möglich

Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Seehofer-Söder-Konflikt wieder offen ausbricht.

Kommentar von Lisa Schnell

Zwei, die immer in entgegengesetzte Richtungen zogen: Das sind Markus Söder und Horst Seehofer. Jetzt sollen sie als Doppelspitze die CSU aus ihrem Umfragetief holen. Das ist unglaubwürdig und keine gute Lösung für die Partei. Eine gute Lösung aber hätte es nicht gegeben. Es ist wie in der griechischen Tragödie: Jeder Weg führt ins Verderben.

Eine offene Kampfkandidatur zwischen dem Innenminister und Seehofer-Getreuen Joachim Herrmann und Söder um den Posten des Spitzenkandidaten wäre ehrlicher gewesen, vielleicht demokratischer, Frieden hätte sie der Partei nicht gebracht. Denn Frieden ist in der CSU kaum mehr möglich.

Der Kampf zwischen den Lagern Söder und Seehofer reicht Jahre zurück, die Verletzungen sind tief. Gleich, wer an der Spitze steht, er hat immer eine Hälfte der Partei gegen sich. Es ist die Wiederholung des Merkel-Traumas im Bundestagswahlkampf. Auch hier standen sich Gegner und Befürworter der Kanzlerin in der CSU unversöhnlich gegenüber.

Jetzt kann die Partei wenigstens nach außen den Schein von Einigkeit wahren. Die Doppelspitze Söder/Seehofer ist von allen schlechten Möglichkeiten noch die beste. Einen erfolgreichen Wahlkampf aber verspricht sie nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Konflikt wieder offen ausbricht. Auch wenn Söder nun versucht, seine Gegner zu umgarnen, wird sich deren Lust, für ihn die Werbetrommel zu rühren, in Grenzen halten.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2017
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