Süddeutsche Zeitung

Kulisse fürs Fernsehen:Warum Bayrischzell keine Lust auf die "Landarztpraxis" hat

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Der Luftkurort in Oberbayern muss fürs Fernsehen schon als fiktives "Frühling" herhalten. Zusätzliche Dreharbeiten haben vielen Einheimischen da gerade noch gefehlt.

Von Matthias Köpf, Bayrischzell

Im fiktiven Frühling scheint ziemlich oft die Sonne zu scheinen, und das ist auch jenseits des schlichten Wetters natürlich schon mal ganz gut. Nur manchmal wird ausnahmsweise doch Regen gebraucht, damit es irgendwie noch dramatischer wird als eh schon. Und was sich nicht immer für Dramen abspielen dort in den Bergen, wo eine Dorfhelferin namens Katja Baumann halt immer wieder dorfhelfen muss. Ein hinreichender Teil des TV-Publikums scheint von so etwas kaum genug zu kriegen, weshalb gerade schon die 13. Staffel abgedreht und dann wohl im kommenden Jahr ausgestrahlt wird. Der echten Gemeinde Bayrischzell, die für all das die Kulisse abgibt, ist es damit jetzt aber genug.

Nicht mit "Frühling" natürlich, denn von jener "emotionalen Familienserie" aus dem "ZDF-Herzkino" sieht man sich erfreulich fremdenverkehrsfördernd abgebildet im ganzjährig frühlingshaften Luftkurort Bayrischzell im Landkreis Miesbach. Und das, obwohl die besagte Dorfhelferin beispielsweise in Folge eins der zwölften Staffel in der Wendelsteinbahn stecken bleibt - zusammen mit einer Freundin mit Höhenangst und einem Partner mit Druck auf der Blase. Und dann - Drama! - fängt es auch noch zu regnen an. Was, liebe Zuschauer, in Bayrischzell sonst wirklich ganz selten ist.

Aber wie gesagt, mit diesem Frühling fehlt sich ja nichts, sogar "Gemeinde Bayrischzell" steht da im Vorspann mit auf dem Ortsschild. Aber "Die Landarztpraxis" brauchen sie in Bayrischzell nicht auch noch, oder jedenfalls keine fiktive. Die läuft nämlich neuerdings auf dem Sender Sat1 und spielt im ebenfalls ausgedachten Wiesenkirchen am nahen Schliersee. 60 Folgen sind davon angeblich schon im Kasten. Aber jetzt noch mehr Dreharbeiten dafür auch in Bayrischzell?

Zumindest was die öffentlichen Straßen und Plätze betrifft, hat der Gemeinderat da jetzt deutlich Nein gesagt. Denn derlei Filmteams sind in ihrem künstlerischen Schaffensprozess oft recht raumgreifend, und das nicht immer zur uneingeschränkten Freude der Bayrischzeller, die schon mal wegen einer drehbedingten Straßensperre im Stau stehen und dann im Ort vor lauter Filmfahrzeugen keinen Parkplatz mehr finden. Derlei Probleme gibt es im fiktiven Frühling übrigens auch kaum. Am besten, sie drehen ihre Landarztpraxis einfach gleich dort.

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