Süddeutsche Zeitung

Unwetter in Bayern:Franken räumt nach Hochwasser auf

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Stundenlanger Dauerregen hat am Freitag Wiesen, Straßen und teils ganze Landstriche unter Wasser gesetzt. Der Kreis Neustadt/Aisch rief den Katastrophenfall aus.

Von Olaf Przybilla

Den Wildpark Schloss Tambach hat das Hochwasser schon zum zweiten Mal binnen 14 Tagen getroffen. Beim ersten Mal bezifferte die Parkchefin Annette Gräfin zu Ortenburg den Schaden auf einen sechsstelligen Betrag, das zweite Hochwasser war nun noch massiver. Zäune wurden eingerissen, Brücken zerstört, alte Bäume fielen, es gibt Bilder, wie Hirsche vor den Fluten flüchten. Ortenburg nennt das Wasser eine "Naturkatastrophe", am Tag danach hat sie Freiwillige mit Stiefeln und Schaufeln in den englischen Landschaftspark im Kreis Coburg gebeten. Die ließen sich nicht bitten, immerhin war die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass Tiere aus dem Park ausbrechen. Viele sind nun in Behelfsquartieren. Ortenburg berichtet von "sensationeller" Hilfe, sie sei sehr berührt. Trotzdem dürften die Aufräumarbeiten noch Wochen dauern.

Seit Freitag hat das Hochwasser alle drei fränkischen Regierungsbezirke getroffen. Vor allem im nördlichen Unterfranken liefen Kommunen voll Wasser, in Oberfranken waren besonders die Landkreise Coburg und Bamberg betroffen. Am härtesten aber traf es Mittelfranken. Als Mitglied der Feuerwehr war Roßtals zweite Bürgermeisterin Stefanie Rietzke dabei, als der beschauliche Zwieselbach zum stattlichen Strom anschwoll und eine am Ufer quartierende Schaustellerfamilie überraschte. "Ein tragischer Fall", sagt sie. Das Wasser traf Kinderkarussell, Schiffschaukel und Wohnwagen der Familie. Diese sieht sich nun gezwungen, im Netz um Spenden zu bitten: Man habe pandemiebedingt Versicherungen "ruhend stellen müssen". Habe jemand einen Wohnwagen, so "wären wir sehr dankbar für diesen Wohnraum".

Allein im Kreis Neustadt/Aisch musste die Feuerwehr zu 800 Einsätzen ausrücken, 1300 Menschen waren im Einsatz, der Kreis rief den Katastrophenfall aus. In Höchstadt versuchte eine 18-Jährige trotz Warnschildern eine Straße zu überqueren, wurde mitgerissen und von einem Polizisten aus der Aisch gerettet. In Wilhermsdorf berichtet Bürgermeister Uwe Emmert von einem "noch nie dagewesenen Ereignis", das den Markt im Kreis Fürth in kürzester Zeit "überrollt" habe. Nun wird in Franken aufgeräumt, wozu freilich die Neustädter Feuerwehr "aus gegebenem Anlass" einen Hinweis an die "lieben Mitbürger" platziert wissen will: "Wir wischen nicht!" Stehe das Wasser nur ein paar Zentimeter im Gebäude - kümmere man sich um Wichtigeres.

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