Süddeutsche Zeitung

Landwirtschaft:Bauern in Bayern erwarten schwache Ernte

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Das Frühjahr war zu nass, seit Wochen ist es zu trocken - die Auswirkungen der Klimakrise werden gerade im Ackerbau immer deutlicher.

Erst Nässe, dann Trockenheit: Die Bauern in Bayern kämpfen auch in diesem Jahr mit den Folgen des Klimawandels und erwarten abermals eine unterdurchschnittliche Ernte. Das sei keine "tolle Botschaft", sagte Landwirtschaftsminister Michaela Kaniber (CSU) am Mittwoch bei der traditionellen Erntefahrt, die dieses Jahr in Vaterstetten bei München stattfand.

Deutschlandweit wird die Getreideernte nach Schätzungen um fünf Prozent unter dem Zehnjahresschnitt und drei Prozent unter dem Vorjahr liegen. "Seit Wochen fehlen Niederschläge, es ist viel zu trocken", erklärte der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Günther Felßner. Das sei vor allem für die Sommerkulturen wie Sommergerste, Mais oder Kartoffeln dramatisch. Beim Weizen hoffen die Bauern noch auf Regen, der zur besseren Reife nötig wäre. Im Frühjahr habe der viele Regen die Aussaat erschwert, vielerorts sei der Boden zu nass gewesen. "In einigen Regionen konnte deshalb der Mais erst im Juni gesät werden", sagte Felßner. Zudem hätten gerade in Nordbayern und südlich von München schwere Unwetter mit Hagel zu großen Schäden auf den Feldern geführt.

Scharfe Kritik gab es an der Agrarpolitik und Auflagen aus Brüssel und Berlin. EU-Auflagen zur Stilllegung von Flächen seien kontraproduktiv. Bayerns Bauern arbeiteten längst nach höchsten Umweltstandards, unterstrich Ministerin Kaniber. China und Russland kauften weltweit Flächen auf. "Andere große Länder produzieren und produzieren - und sichern sich damit natürlich auch ein strategisches Ziel", sagte Kaniber. "Was uns bei der Energie passiert ist, dass wir abhängig geworden sind, darf uns bei den Lebensmitteln auf keinen Fall passieren. Die Ernährungssouveränität Europas hat oberstes Gebot."

Die Ministerin wies außerdem darauf hin, dass die Bauern mit immer höheren Kosten für Betriebsmittel zu kämpfen hätten. So hätten sich allein die Kosten für Dünger verdreifacht. Gleichzeitig seien die Getreidepreise wieder deutlich gesunken. "Gerade im Ackerbau öffnet sich die Schere zwischen Ausgaben und Einnahmen immer weiter", sagte Kaniber. Dennoch ist in Bayern die Anbaufläche für Getreide mit etwa einer Million Hektar stabil geblieben. Winterweizen, die wichtigste Brotgetreideart, wurde auf etwa 480 000 Hektar angebaut.

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