Süddeutsche Zeitung

Lebensgefühl:Heimatliebe, statistisch belegt

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Minister Füracker präsentiert eine Umfrage, wonach die Bayern furchtbar gern in Bayern leben. Das ist wenig überraschend, ein paar Differenzen weist die Erhebung aber doch auf.

Von Thomas Balbierer

Der Minister ist zufrieden mit seinen Bayern, ja er ist sogar "stolz". In den vergangenen Monaten haben sich fast 6000 Menschen an einer bayernweiten Umfrage über das Lebensgefühl im Freistaat beteiligt. Und was soll man sagen? Die Bayern lieben ihr Bundesland - da kann einem Politiker, der für Heimat zuständig ist, schon mal warm ums Herz werden. Und so macht Heimat- und Finanzminister Albert Füracker (CSU) an diesem Donnerstag einen seligen Eindruck, als er die Ergebnisse des "Heimatspiegels 2022" vorstellt.

92 Prozent der per Online-Befragung erreichten Teilnehmerinnen und Teilnehmer antworteten zum Beispiel, dass sie gerne in Bayern leben. Nur zwei Prozent gaben das Gegenteil an. Auch das Heimatgefühl ist ähnlich hoch ausgeprägt und geht es nach der Umfrage, muss man sich um den Erhalt von Bräuchen, Traditionen und Dialekten in Bayern keine Sorgen machen: 80 Prozent finden das wichtig, sogar bei den unter 25-Jährigen stimmen da zwei Drittel zu.

"Die Heimat ist Basis und Anker", sagte also der Basis- und Ankerminister Füracker und betonte, dass sich die Menschen im Freistaat auch in Zeiten von Pandemie, Krieg und anderen Krisen zu Hause wohl fühlten. Dennoch glauben nur 60 Prozent der Befragten, dass sich ihr eigenes Leben in Zukunft positiv entwickeln wird, der Rest ist unsicher oder pessimistisch. Das kann man schon als Ausdruck der diversen Krisen lesen.

Zwischen dem 16. März und dem 31. Mai wurden für den Heimatspiegel 50 000 Haushalte angeschrieben, 5800 Teilnehmer ab 16 Jahren beteiligten sich, die älteste Person war 96. Füracker spricht von der "größten Heimatumfrage, die jemals auf Seiten des Staates durchgeführt wurde". Um seine Bayerinnen und Bayern zu Antworten zu motivieren, vergab Fürackers Ministerium 1000 Baumpatenschaften an die ersten 1000 Teilnehmer, sogenannte "Heimatbäume". Aber auch ohne das symbolische Geschenk hätten sich viele beteiligt (für sechs Prozent war der Baum tatsächlich Hauptgrund zur Teilnahme), schließlich sind gesellschaftliches Engagement und Ehrenamt in Bayern "überdurchschnittlich" ausgeprägt, wie der CSU-Politiker schwärmte. Laut der Umfrage liegt die Quote bei 45 Prozent, besonders ehrenamtlich aktiv sind die Menschen auf dem Land (58 Prozent). In die andere Richtung geht das Stadt-Land-Gefälle in den Bereichen Bildung und Einkommen sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Eine extra Erwähnung war Füracker schließlich die Initiative von Menschen mit Migrationshintergrund wert. Jeder vierte im Ausland geborene Bayer sei ehrenamtlich aktiv, das sei "besonders erfreulich", so der Minister. Aus den Ergebnissen der Umfrage leitete er ab, Bayern "bietet allen Menschen die Möglichkeit, sich zu Hause zu fühlen, wenn sie möchten" - die Abschiebungen selbst gut integrierter Flüchtlinge ließ er in diesem Zusammenhang unerwähnt.

Die Umfrageergebnisse sollen nun in ein Konzept namens "Zukunftsvision Heimat.Bayern" eingehen, das Handlungsempfehlungen und konkrete Umsetzungsansätze für die Politik liefern soll. Darüber hinaus fließen sie auch in künftige Maßnahmen des Heimatministeriums ein. "So können wir unsere Arbeit noch zielgerichteter an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten", sagte Füracker, der an diesem Donnerstag gleich noch einen zweiten Bericht in die Kameras hielt: Den achten Heimatbericht der Staatsregierung.

Daraus geht hervor, dass Bayerns Bevölkerung weiter wächst, zum zehnten Mal in Folge auch im ländlichen Raum. 13,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner leben nun im Freistaat - viele Menschen also, auf die der Heimatminister stolz sein darf.

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