Süddeutsche Zeitung

Archäologie:Sondengänger entdeckt keltische Goldmünze, die so noch nie gefunden wurde

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Der Mann hat das sogenannte Regenbogenschüsselchen nun der Archäologischen Staatssammlung München geschenkt - obwohl er ein unmoralisches Angebot dafür erhalten hatte.

Von Florian Fuchs, Denklingen

Römische Münzen hat Michael Schwaiger schon viele gefunden, 300 oder 400 Stück. Mit seinem Suchgerät ist der Sondengänger oft auf Denklinger Flur im Landkreis Landsberg am Lech unterwegs. Nun hat er etwas Besonderes entdeckt: Zwei keltische Goldmünzen hat er aus einem Maisfeld geholt, im Herbst vergangenen und Anfang dieses Jahres. Eine der beiden sogenannten Regenbogenschüsselchen ist für die Wissenschaft von außergewöhnlichem Wert: In der Mitte der Münze ist ein Kreuz abgebildet, umrahmt von Arm- oder Halsringen. Nur drei solcher Münzen sind bislang gefunden worden, nur bei dem Denklinger Fundstück ist der Fundort gesichert. Michael Schwaiger hat den Fund nun an die Archäologische Staatssammlung übergeben, die sie nach der Renovierung im März 2024 in die neue Dauerausstellung aufnehmen will.

Er habe bereits ein "unmoralisches Angebot" erhalten, 6000 Euro pauschal für beide Münzen, erzählt Sondengänger Schwaiger. Aber so etwas kommt für ihn nicht in Frage: "Die Münzen gehören ins Museum, wo sie jeder sehen kann." Das ist keine alltägliche Einstellung von Sondengängern, auch Schwaiger erzählt von schwarzen Schafen, die ihre Funde zum Auktionshaus tragen oder bei Ebay verkaufen.

Auch aus diesem Grund ist gerade erst eine neue Regelung im Umgang mit solchen Fundstücken in Kraft getreten. Bislang gehörten Münzen wie die Denklinger Stücke je zur Hälfte Finder und Grundeigentümer. Künftig erhält der Grundeigentümer eine Entschädigung, der Finder einen Finderlohn. Die Fundstücke aber müssen dem Landesamt für Denkmalpflege gemeldet werden und gehören dem Freistaat, der damit auch Geschädigter ist, falls Münzen oder andere Funde unterschlagen werden - womit solche Taten leichter bestraft werden können.

Michael Schwaiger hat die beiden Regenbogenschüsselchen der Staatssammlung geschenkt, nachdem zuvor der Grundbesitzer seine Rechte an ihn abgetreten hatte. Die Münzen stammen aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, also aus den Anfängen der Geldwirtschaft bei den Kelten. Etwa zwei Gramm wiegen die Zahlungsmittel, aus heutiger Sicht kein großer Goldwert. Für damalige Verhältnisse müssen sie eine hohe Kaufkraft gehabt haben, sagt Bernd Steidl, Kreisheimatpfleger in Landsberg und Abteilungsleiter bei der Archäologischen Staatssammlung. Sie waren, auch als Kupfer- oder Silbermünzen, vor allem im süddeutschen Raum verbreitet.

Die drei bisher gefundenen Exemplare mit der seltenen Kreuzform und den Ringen befinden sich im Ausland und in einer privaten Sammlung in München. Die beiden jetzt entdeckten Münzen in einer Vitrine in Denklingen auszustellen, davon raten Experten wie Steidl nach den Erfahrungen des Gold-Diebstahls in Manching ab - in München sind sie sicherer aufgehoben.

Regenbogenschüsselchen werden die Münzen wegen ihrer Rundung genannt - im Gegensatz zu römischen Münzen etwa sind sie nicht flach, sondern in Form einer Schüssel gegossen. Früher, erzählt Christian Later vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, hat man solche Münzen vor allem nach Regenfällen gefunden, wenn das Wasser den Dreck abgewaschen hat und sie im Regen glitzerten. Sozusagen der Goldtopf am Ende vom Regenbogen.

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