Süddeutsche Zeitung

Salzburger Land:Von Zug getöteter Bär war Tier aus Oberbayern

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Eine Genanalyse bestätigt die anfängliche Vermutung von Experten. Offen bleibt dagegen, ob das Tier aus dem Trentino zugewandert ist.

Wildbiologen wie Wolfgang Schröder haben es sofort gesagt, jetzt ist es bestätigt: Der Braunbär, der am 2 3. Mai im Salzburger Land nahe Schwarzach im Pongau von einem Zug überfahren und tödlich verletzt worden ist, ist das Tier, das in den sechs Wochen zuvor durch die oberbayerischen Berge gezogen ist und nahe Oberaudorf drei Schafe gerissen hat. Das habe jetzt der Abgleich der DNA des Kadavers mit den Genspuren an den gerissenen Schafen ergeben, teilte das Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg mit.

Nicht sicher geklärt ist weiterhin, ob das Jungtier aus der Bärenpopulation im italienischen Trentino stammte. Der Abgleich mit den Behörden in Italien und Österreich laufe noch, sagte ein LfU-Sprecher. Inzwischen gehe man aber fest davon aus, dass das etwa zwei Jahre alte Jungtier aus dem Trentino zugewandert ist. Der Grund: Keine Bärenregion in Europa liegt so nahe an Bayern wie das Trentino, zudem wandern von dort regelmäßig Jungtiere ab. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass Bären, die plötzlich in Bayern auftauchen, von dort stammen.

Der Braunbär war Mitte April erstmals in Oberbayern nachgewiesen worden, nahe dem Ursprungpass, einem Grenzübergang vom Landkreis Miesbach nach Tirol. Sein Auftreten verschärfte den Streit um die Rückkehr von Wölfen und Bären deutlich, vor allem nach den Schafsrissen bei Oberaudorf. Dabei verhielt sich das Tier - abgesehen von diesem Vorfall und einem weiteren im Berchtesgadener Land, bei dem die Schafe ebenfalls ungesichert auf der Weide standen - völlig unauffällig. In Oberbayern bekam kein Mensch den Jungbären zu Gesicht. Die allermeisten Nachweise stammten von Wildtierkameras. Dank dieser Fotos konnten die LfU-Experten nachvollziehen, dass der Bär die Berge entlang nach Osten wanderte. Es war also eine Frage der Zeit, dass er nach Österreich wechselte. Bei dem Zusammenstoß mit dem Zug dürfte der Bär sofort tot gewesen sein. Die Salzburger Landesregierung entschied noch am Unfalltag, dass der Kadaver präpariert und für die Jagdausbildung verwendet wird.

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