Raubtiere:Oberbayerischer Bär womöglich tot

Raubtiere: Ein Bär liegt tot auf den Gleisen im Salzburger Pongau, nachdem er am frühen Morgen von einem Zug erfasst wurde.

Ein Bär liegt tot auf den Gleisen im Salzburger Pongau, nachdem er am frühen Morgen von einem Zug erfasst wurde.

(Foto: dpa)

Im Salzburger Land wird ein Braunbär von einem Zug überfahren. Experten nehmen an, dass es sich um das Tier handelt, das in Bayern umhergestreift ist.

Von Christian Sebald

Im Salzburger Land unweit der Grenze nach Bayern ist am Dienstagmorgen ein Braunbär von einem Zug erfasst und getötet worden. Zwei Lokführer hätten den Tierkadaver auf den Gleisen nahe Schwarzach im Pongau gemeldet, teilte die Landesverwaltung mit. Darauf machte sich der Salzburger Bären- und Wolfsbeauftragte, Hubert Stock, auf den Weg, um DNA-Proben zu nehmen. Damit soll die Herkunft des Tieres geklärt werden. Experten in Bayern halten es für gut möglich, dass es sich bei dem getöteten Braunbären um das Jungtier handelt, das seit Mitte April in Oberbayern unterwegs war.

"Es steht zu befürchten, dass es unser Braunbär ist", sagt der Wildbiologe und Ökologe Wolfgang Schröder, der Jahrzehnte lang über Braunbären geforscht hat. "Auch wenn wir es zumindest derzeit natürlich nicht hundertprozentig sagen können." Schröder führt aber zwei starke Indizien an. Das eine: Der Bär ist von seinem ersten Auftreten in Oberbayern Mitte April in den Bergen im Landkreis Miesbach immer nach Osten gewandert und dürfte deshalb gleichsam automatisch irgendwann im Salzburger Land angekommen sein. Der letzte Nachweis am 8. Mai in den Bergwäldern im Landkreis Berchtesgadener Land war bereits unweit der Grenze nach Österreich.

Und das andere Indiz: Wie viele Experten ist Schröder der festen Überzeugung, dass es nur ein einzelner Braunbär ist, der im oberbayerisch-österreichischen Grenzgebiet unterwegs ist oder war. "All die Nachrichten über zwei oder sogar noch mehr Bären in unserer Region dürften Spekulationen sein", sagt Schröder. Gewissheit wird erst herrschen, wenn der DNA-Test des Bärenkadavers mit den Genspuren abgeglichen ist, die der oberbayerische Bär hinterlassen hat, als er bei Oberaudorf drei Schafe gerissen hat.

Der Braunbär dürfte nach dem Zusammenstoß mit dem Zug sofort tot gewesen sein. Der Kadaver weist laut Landesverwaltung starke Blutungen auf, die linke Hinterpranke wurde abgetrennt, der Kopf ist ebenfalls schwer verletzt. Der Salzburger Bärenbeauftragte Stock ließ das Tier zur weiteren Begutachtung in ein Kühlhaus transportieren. Außerdem wurde entschieden, den Bären zu präparieren und für die Jagdausbildung zu verwenden.

Im Salzburger Land gab es in den vergangenen Tagen wiederholt Meldungen von Bärensichtungen. Außerdem ist der Bär, der seit einiger Zeit im Tiroler Lechtal unterwegs ist, offenkundig ins Allgäu hinüber gewechselt. Am Montag wurde jedenfalls auf einer Wiese im Hintersteiner Tal ein Braunbär fotografiert.

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