Süddeutsche Zeitung

Neues Kabinett:Söder beseitigt die Schwachstellen

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Der Ministerpräsident hat sein zweites Kabinett deutlich verjüngt und verweiblicht. Die Freien Wähler sehen daneben in jeder Hinsicht ziemlich alt aus.

Kommentar von Sebastian Beck

Zu den sichersten Jobs in Bayern zählt der des Innenministers. Als Ministerpräsident Markus Söder am Montag sein Kabinett vorstellte, war klar, dass ein Name wieder auf der Liste stehen würde: Joachim Herrmann. Der 62-Jährige ist bereits seit 2007 im Amt, und er wird es für immer bleiben, sofern er nicht doch noch mal nach Berlin ins Bundeskabinett geschickt wird. Sonst hat Söder sein zweites Kabinett deutlich verjüngt und verweiblicht, was die Koalitionspartner von den Freien Wählern daneben in jeder Hinsicht ziemlich alt aussehen lässt. Fünf von zwölf Posten der CSU (Söder nicht mitgezählt) sind mit Frauen besetzt, die Freien Wähler stellen vier Männer und mit Anna Stolz lediglich eine Frau als Staatssekretärin.

Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) ist gerade einmal 33 Jahre alt und nur Insidern bekannt, was nichts Schlechtes bedeuten muss. Auch ihre Kollegin Michaela Kaniber mussten etliche in der CSU erst googeln, als sie im Frühjahr zur Landwirtschaftsministerin berufen wurde. Inzwischen hat sie sich mit ihrer resoluten wie kommunikativen Art Respekt verschafft. Sie zählt wie Innenminister Joachim Herrmann oder Finanzminister Albert Füracker und Staatskanzleichef Florian Herrmann zu jenen in der CSU, die nicht mehr wegzudenken sind.

Dagegen durfte Söder der Verzicht auf Justizminister Winfried Bausback und Wissenschaftsministerin Marion Kiechle leicht gefallen sein. Bausback übte sein Amt so unauffällig aus, als wolle er den Beweis antreten, dass Bayern kein eigenes Justizministerium braucht. Und Kiechle, die weder vom Politikbetrieb noch von Bayern große Ahnung hatte, erwies sich schnell als krasse Fehlbesetzung. Diese Schwachstellen hat Söder nun beseitigt. Schade nur, dass er sich programmatisch wenig getraut hat, sonst könnte das Kabinett Söder II durchaus ein Schritt in die Zukunft sein.

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Quelle:
SZ vom 13.11.2018
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