Süddeutsche Zeitung

Bayerischer Landtag:Die AfD und das liebe Geld

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Der ausgetretene Fraktionschef Christian Klingen sagt zu den Gründen vage, er sei über das "Finanzgebaren" des Vorgänger-Vorstands entsetzt. Nicht zum ersten Mal, dass die Kasse der AfD die Gemüter erregt.

Glosse von Johann Osel, München

Wie luxuriös darf es so ein AfD-Arsch haben? Das war die große Frage in der Fraktion 2019. Es ging da, selbstverständlich, um Hinterteile und passende Sitzgelegenheiten in den Räumen im Landtag. Am Ende war die Kassenkontrollkommission zurückgetreten. Zuvor hatte es Streit mit dem damaligen Fraktionsvorstand rund um Katrin Ebner-Steiner gegeben, wegen angeblich verschwenderischer Ausgaben: darunter eben Couchmöbel für Konferenzraum und Flur, die mit 20 000 Euro zu Buche geschlagen haben sollen und das "nach Abzug von 7000 Euro Rabatt".

Unter "Büroausstattung" wie verbucht fielen derlei noble "Entspannungscouchen" nicht, hieß es. Dann wurde es wieder still um die AfD-Kasse - weil die Fraktion eh ständig Schnurren und Volten fabrizierte, die Aufmerksamkeit erregten. Und weil im Herbst 2021 ein neuer Vorstand antrat, mit den Chefs Christian Klingen und Ulrich Singer, gewählt vom davor inneroppositionellen Lager gegen Ebner-Steiner.

Jetzt hat Klingen Partei und Fraktion verlassen, recht wortkarg. Spekuliert wurde, dass er Sorge um seinen Beamtenjob habe wegen der Einstufung der AfD als Verdachtsfall durch den Verfassungsschutz. In der Mainpost sagte Klingen nun noch: "Ich war entsetzt über das Finanzgebaren der alten Fraktionsführung." Der Nachfolgervorstand habe einen Rechtsanwalt eingeschaltet. "Mutmaßlich" sei die Sache gar justiziabel und da wollte er nicht den Kopf hinhalten.

Und nun? Details sind von Klingen auf Nachfrage nicht zu erfahren. Ein Sprecher der Fraktion teilt mit, der Vorstand werde sich "zu internen Abläufen" nicht äußern. AfD-Abgeordnete, egal welchen Lagers, sagen durch die Bank: "kein Kommentar".

Aus dem Umfeld des früheren Vorstands hört man zumindest, an dem Vorwurf sei nichts von Substanz dran. Und man rätsele, ob das nicht eine "Masche" sei, um nachzutreten. Womöglich meint Klingen Personalkosten, über die im AfD-Kosmos schon länger Unmut herumwabert.

Demnach soll mancher Referent oder Redenschreiber des alten Vorstands mit üppigsten Zulagen bedacht worden sein. So dass am Ende Gehälter rauskamen, für die man es im Staatsdienst glatt zum Regierungsdirektor bringen müsste - Spitzensaläre also für Helferlein im Fraktionsstab. Wie dem auch sei, eins ist gewiss: mögliche Top-Verdiener sitzen bequem, Couch-Affäre sei Dank.

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