Süddeutsche Zeitung

Diesel-Skandal:Audi ruft 850 000 Diesel-Autos zurück

Lesezeit: 2 min

Der Ingolstädter Autohersteller Audi ruft im Abgasskandal weltweit bis zu 850 000 Diesel-Autos in die Werkstätten zurück. Dort erhielten sie eine neue Software. Diese solle das "Emissionsverhalten im realen Fahrbetrieb jenseits der bisherigen gesetzlichen Anforderungen weiter verbessern", heißt es in einer Mitteilung. Betroffen sind demnach Wagen mit Sechs- und Achtzylinder-Motoren, die in Europa und anderen Märkten verkauft wurden. Der Rückruf gilt auch für Modelle der Marken Porsche und VW mit diesen Maschinen. Für die Kunden ist er laut Konzernangaben gratis.

Vor wenigen Tagen hatte bereits der Audi-Rivale Daimler europaweit mehr als drei Millionen Dieselfahrzeuge in die Werkstätten zurückgerufen - ebenfalls, um sie per Software-Update sauberer zu machen. Dabei handelt es sich um Motoren, die nach den Abgasnormen Euro 5 und 6 eingestuft sind und sich in fast allen Mercedes-Modellreihen finden. Sowohl Audi als auch Mercedes betonten, dass es sich um einen freiwilligen Rückruf handelt.

Anders als die Konkurrenten plant dagegen BMW vor dem Diesel-Gipfel der Bundesregierung in anderthalb Wochen keine Rückrufaktion. "Wir sehen dazu keine Veranlassung vor dem 2. August", sagte ein Sprecher des Autobauers am Freitag. Es gebe keinen Grund zur Hektik.

Die EU-Kommission macht Druck

Allerdings hatte erst jüngst die EU-Kommission den Druck auf Mitgliedsstaaten und Hersteller deutlich erhöht. EU-Industriekommissarin Elżbieta Bieńkowska forderte in einem Brief, manipulierte Autos aus dem Verkehr zu ziehen. Sollten Fahrzeuge bis Ende des Jahres nicht umgerüstet sein, müssten sie demnach von 2018 an stillgelegt werden. Aktuell beträfe das europaweit noch Millionen Fahrzeuge, die nicht umgerüstet sind.

Zugleich kritisierte Bieńkowska die nationalen Behörden heftig - gerade auch mit Blick auf Audi. Es sei bestürzend, dass die neuen Verdachtsfälle dort und bei der ebenfalls zum VW-Konzern gehörenden Sportwagenmarke Porsche nicht von ihnen, sondern von Staatsanwaltschaften entdeckt wurden. Bei der Bekämpfung der Krise sei eine härtere Gangart nötig, forderte die EU-Kommissarin.

Um die drohenden Diesel-Fahrverbote zu verhindern hatten die Hersteller bereits signalisiert, dass sie die Nachrüstung von Euro-5-Dieseln bezahlen wollen. BMW und Audi hätten demnach zugesagt, die Kosten für eine Software-Nachrüstung der Autos zu zahlen. Vom wesentlich teureren und aufwendigeren Einbau von Systemen zur Abgasreinigung war dagegen nicht die Rede. Auch so aber könnten für mindestens 50 Prozent der Euro-5-Diesel-Flotte die Stickoxid-Werte um ein "relevantes Niveau" gesenkt werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von bayerischer Regierung und bayerischer Fahrzeugindustrie von Ende Juni.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3597972
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/sry
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.