Süddeutsche Zeitung

Bericht der Weltwetterorganisation:Klimawandel verschlechtert die Luftqualität

Lesezeit: 2 min

Davor warnt die Weltwetterorganisation. Eine Ursache für mehr Luftschadstoffe ist die größere Zahl an Waldbränden. Auch bodennahes Ozon ist ein Problem.

Längere und stärkere Hitzewellen sowie damit einhergehende Waldbrände wie in diesem Sommer verschlechtern nach Einschätzung der Weltwetterorganisation (WMO) die Luftqualität. Weil der Klimawandel mehr und intensivere Hitze- und Dürreperioden verursacht, dürften Hunderte Millionen Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden, berichtete die WMO am Mittwoch in Genf. Nach Angaben des europäischen Erdbeobachtungsdienstes Copernicus lagen die Emissionen durch Waldbrände in diesem Sommer in Europa so hoch wie seit 2007 nicht mehr.

Die atmosphärischen Bedingungen, Sonneneinstrahlung und schwacher Wind führten zu hohen Schadstoffwerten, sagt WMO-Chef Petteri Taalas in einer Mitteilung der Organisation. "Wir haben es bei den Hitzewellen in Europa und China in diesem Jahr gesehen. (...) Dies ist ein Vorgeschmack auf die Zukunft, denn wir erwarten eine weitere Zunahme der Häufigkeit, Intensität und Dauer von Hitzewellen, was zu einer noch schlechteren Luftqualität führen könnte."

Seit Jahresbeginn seien etwa 750 000 Hektar Wald in Westeuropa niedergebrannt.

Laut Copernicus-Daten wurden in Westeuropa über die Sommermonate Juni, Juli und August hinweg 508 260 Hektar Wald durch Brände zerstört. In den Jahren 2006 bis 2021 verbrannten hingegen im Durchschnitt nur 215 548 Hektar in diesem Zeitraum, berichtet das European Forest Fire Information System (EFFIS). Seit Jahresbeginn seien etwa 750 000 Hektar Wald in Westeuropa niedergebrannt. Zwischen 2006 und 2021 brannten im Schnitt 260 000 Hektar in den ersten neun Monaten des Jahres.

Durch die häufigeren und heftigeren Brände kommt es entsprechend zu stärkerer Rauchentwicklung. Laut Copernicus-Daten gelangten in den Sommermonaten nicht nur 6,4 Megatonnen Kohlenstoff aus Waldbränden in die Atmosphäre - so viel wie seit 2007 nicht mehr -, sondern auch Rekordmengen von Ruß sowie umwelt- und gesundheitsschädlichen Verbindungen. Im eurasischen Raum und Südamerika registrierten die Copernicus-Messungen ebenfalls außergewöhnlich viele und heftige Brände.

Die WMO warnt zudem vor der wachsenden Ozonbelastung in Bodennähe. Hohe Lufttemperaturen und intensive Sonneneinstrahlung begünstigen nach Angaben des Umweltbundesamtes die Bildung von Ozon in Bodennähe. Ozon führt in höheren Konzentrationen zu Tränenreiz, Atemwegsbeschwerden und Kopfschmerzen. Bei erhöhtem Atemvolumen etwa durch körperliche Anstrengung könne es auch tief in das Lungengewebe vordringen, das Gewebe schädigen und Entzündungen hervorrufen.

Neun von zehn Menschen auf der Erde atmen verschmutzte Luft.

Nach Angaben der WMO wird die zunehmende Ozonmenge in Bodennähe besonders Asien betreffen, wo rund ein Viertel der Weltbevölkerung lebt. Wenn der Ausstoß an Treibhausgasen nicht drastisch eingedämmt werden kann und die globale Durchschnittstemperatur sogar um drei Grad gegenüber vorindustriellem Niveau steigt, dürfte die Ozon-Konzentration in der Region Pakistan, Nordindien und Bangladesch um 20 Prozent steigen, im Osten Chinas um 10 Prozent, so die WMO. Ein Großteil davon wäre dort auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen, aber 20 Prozent auch auf die Effekte des Klimawandels, die die Ozonbildung in Bodennähe begünstigen.

Laut Angaben der WMO ist die Sterblichkeit durch Luftverschmutzung seit 1990 stark angestiegen. Damals starben den Berechnungen zufolge 2,3 Millionen Menschen weltweit durch Ruß und Ozon, 2019 sollen es 4,5 Millionen gewesen sein. Neun von zehn Menschen auf der Erde würden verschmutzte Luft einatmen, sagte UN Generalsekretär António Guterres in einer Mitteilung. Jedes Jahr würden etwa 600 000 Kinder an den Folgen der Luftverschmutzung sterben. "Wenn wir nicht entschlossen handeln, könnte sich die Zahl bis 2050 verdoppeln."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5652890
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/hach
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.