Süddeutsche Zeitung

Verhaltensforschung:Parasit macht dauerhaft furchtlos

Ein Einzeller manipuliert Nager so, dass sie ihre Scheu vor Katzen verlieren und zur leichten Beute werden. Nun berichten Forscher, dass die Mäuse furchtlos bleiben, selbst wenn der Parasit aus ihrem Gehirn entfernt wurde.

Von Sebastian Herrmann

Ein Parasit mit einem bizarren Lebenszyklus befällt das Gehirn von Mäusen und nimmt ihnen jegliche Furcht.

Infizieren sich die Nager mit Toxoplasma gondii, verlieren sie ihre natürliche Scheu vor Katzen, was sie zur leichten Beute macht - und der zweite Akt im Leben des Parasiten beginnt.

Die Katze ist der eigentliche Wirt für Toxoplasma gondii. Über deren Kot verbreiten sich die Einzeller, und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Forscher um Wendy Ingram von der University of California in Berkeley berichten nun, dass die Einzeller das Verhalten von Mäusen sogar dauerhaft verändern.

Selbst wenn die Parasiten aus den Gehirnen der Nager entfernt wurden, blieben die Mäuse furchtlos und ließen sich von dem Geruch nach Katzenurin nicht in die Flucht schlagen.

Auf welche Weise Toxoplasma gondii das Mäusehirn manipuliert, bleibt somit unklar. Eine bisher gängige Vermutung, wonach Entzündungsreaktionen in den Nervenzellen verantwortlich sein könnten, haben die Forscher um Ingram nun ausgeschlossen ( Plos One, Bd. 8, S. e75246, 2013).

Womöglich setzen die Parasiten Proteine in den infizierten Neuronen frei, die letztlich die Angst der Mäuse vor der Katze blockieren.

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Quelle:
SZ vom 19.09.2013
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