Süddeutsche Zeitung

Tiere:New Yorker Forscher erstellt Stadtplan der Ratten

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Von Berit Uhlmann

108 Bürgermeister hat New York bislang kommen und gehen sehen, und nahezu jeder hat auf seine Weise versucht, der städtischen Rattenplage Herr zu werden. Doch bislang, so kommentierte die New York Times einst trocken, steht es 108 zu null für die Nager. Niemand weiß, wie man die Tiere wieder loswird. Dafür aber hat man jetzt eine recht präzise Vorstellung davon, wo sie herkommen: New Yorks Rattus norvegicus ist mit hoher Wahrscheinlichkeit britischer Abstammung, ergaben genetische Analysen, die in Kürze im Fachblatt Molecular Ecology veröffentlicht werden.

Die pelzigen Urväter sind vermutlich schon zwischen 1750 und 1780 eingewandert und haben die Stadt seither so erfolgreich erobert, dass der Schmelztiegel New York eine erstaunlich homogene Rattenpopulation beherbergt. Diese Erkenntnisse hat Matthew Combs im Rahmen seiner Doktorarbeit an der Fordham University zusammengetragen.

Dazwischen liegt das Ratten-unfreundliche Midtown

Combs legte dazu Köder aus Erdnussbutter, Speck und Hafer in ganz Manhattan aus. Ging dem Forscher ein Tier in die Falle, schnitt er ihm ein Stück vom Schwanz ab. Schließlich hielt er 262 Schwanzenden in der Hand, aus denen er eine Art Stadtplan der Rattenclans erstellen konnte. So fand Combs heraus, dass sich Manhattans Ratten genetisch gesehen in Uptown- und Downtown-Bewohner teilen. Zwischen den beiden Territorien liegt das vergleichsweise Ratten-unfreundliche Midtown, ein Geschäftsdistrikt, in dem nicht aus jedem Abfallkorb Speisereste herausquellen. Der Stadtteil bildet einen urbanen Puffer zwischen den beiden Großfamilien.

Diese unterteilen sich dann noch einmal in etliche Kleingruppen, deren Lebensraum sich auf wenige Blocks konzentriert. Die engsten Verwandtschaften wurden zwischen Ratten gefunden, die maximal 200 Meter voneinander entfernt lebten. Außerhalb dieser Distanz schwand die genetischen Übereinstimmung rapide. Combs ist nicht der einzige Doktorand, der seine Karriere auf der Rattenforschung begründete. Ein Statistiker machte vor drei Jahren mit einer Schätzung Schlagzeilen, wonach zwei Millionen der Nagetiere in der Metropole lebten.

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Quelle:
SZ vom 01.12.2017
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