Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Zwischen Erde und Mars herrscht bald Funkstille

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Nasa-Rover wie "Perseverance" erhalten zwei Wochen lang keine Kommandos, weil die Sonne die Kommunikation stört. Was sie in der Zeit machen sollen? Hausaufgaben.

Von Marlene Weiß

Seit sieben Monaten ist der Mars-Rover Perseverance der Nasa nun auf dem roten Planeten im Einsatz, und man muss ihm lassen: Faul war er nicht. Er hat Selfies gemacht, für die er seinen Roboterarm ausstreckte. Er hat seinen Bordhelikopter Ingenuity auf Erkundungsflüge geschickt, er hat Sauerstoff aus der dünnen, kohlendioxidreichen Marsluft extrahiert, er hat ein Flussbett erkundet und Gestein angebohrt, um Proben zu nehmen, die von einer künftigen Mission zurück zur Erde gebracht werden sollen. Nach so viel Aufregung haben er und seine Betreiber auf der Erde sich die kleine Pause verdient, welche ihnen die Himmelsmechanik nun verschafft: Weil der Mars von der Erde gesehen hinter die Sonne tritt, schicken die Ingenieure zwei Wochen lang keine Kommandos zum Mars.

Die Konstellation tritt alle zwei Jahre ein. Prinzipiell bleibt die Kommunikation zwischen Erde und Mars zwar zumindest zeitweise trotzdem möglich, aber die Signale müssen das heiße Plasma der Sonnenkorona durchqueren. Das könnte die Übertragung nach Nasa-Angaben stören und zu unerwarteten Reaktionen der Geräte führen, und mit den kostbaren Instrumenten möchte man kein Risiko eingehen. Also werden sie vom 2. bis zum 16. Oktober in die Zwangsferien geschickt - allerdings nicht ohne Hausaufgaben, die Liste bekommen alle Instrumente vor der Pause.

So soll Perseverance vor allem Wettermessungen machen, nach Luftwirbeln, sogenannten Staubteufeln, Ausschau halten, die auf dem Mars gigantische Ausmaße annehmen können, und weitere Töne aufnehmen. Der zugehörige Helikopter Ingenuity bleibt am Boden, 175 Meter von Perseverance entfernt, und meldet sich wöchentlich beim Rover. Der Rover Curiosity, bereits seit 2012 auf dem Mars unterwegs, soll ebenfalls das Wetter beobachten, aber auch Strahlung registrieren.

Der Lander Insight, der seit 2018 fest auf dem Marsboden steht, soll etwaige Marsbeben registrieren - erst am 18. September hat er eines der Magnitude 4,2 aufgefangen, das dritte starke Beben in nur einem Monat. Solche seismischen Wellen erlauben Rückschlüsse auf die innere Struktur des Planeten. Und schließlich sollen die drei Nasa-Sonden, die den Mars in einer Umlaufbahn umkreisen, die Wissenschaftler auf der Erde einigermaßen auf dem Laufenden halten; die meisten Daten werden aber während der zweiwöchigen Pause gespeichert.

Nach der weitgehenden Funkpause werden die aufgenommenen Bilder und Daten dann zur Erde geschickt. Dort registriert sie das Deep Space Network, ein Netz riesiger Radioschüsseln, mit dem die Nasa die Nachrichten ihrer Mars-Instrumente empfängt. Der Download erfordert allerdings aufgrund bescheidener Übertragungsgeschwindigkeiten etwas Geduld: Eine Woche, schätzen die Ingenieure, dürfte es dauern, bis wieder normal gearbeitet werden kann.

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