Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Türen, Lichter und Zylinder auf dem Mars

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Ein jüngst auf dem Mars fotografierter mysteriöser Eingang ist nur eines von vielen erstaunlichen Bildern vom Roten Planeten. Auf intelligentes Leben deutet keines von ihnen hin - mit einer Ausnahme.

Von Marlene Weiß

Eine Tür, ganz eindeutig! Auf dem Mars! Der Eingang zu einer Grabkammer? Ein Bunker, in dem sich die grünen vor den blauen Männchen in Sicherheit bringen? Ein Lager für Mars-Lebensmittel? Ach nein, es ist doch immer das Gleiche: Das vom Rover Curiosity aufgenommene Bild, das derzeit überall durchs Internet wandert, zeigt natürlich nicht den Nachweis für Leben auf dem Mars, nicht einmal eine geheime Anlage des Pentagons. Sondern nur einen natürlichen Riss im Gestein, mit 30 mal 40 Zentimetern etwa so groß wie eine Hundetür, wie die Nasa mitteilte.

Es ist nicht das erste Mal, dass die wahrheitsgemäße Erklärung für ein irritierendes Bild vom Mars etwas enttäuschend ist. Schon 2014 nahm Curiosity ein helles Blitzen am Fuß einer Bergkette auf. Hätte dies das Licht einer starken Mars-LED sein können - oder ein Lagerfeuer?

Tatsächlich stellte sich das Licht dann als eine optische Täuschung heraus, verursacht durch kosmische Strahlung, wie Nasa-Mitarbeiter Doug Ellison auf Twitter klarstellte: Auf dem Bild der zweiten Rover-Kamera, aufgenommen exakt im gleichen Moment, war kein Licht zu sehen.

Erst im Februar dieses Jahres war ein weiteres Curiosity-Bild veröffentlicht worden, das scheinbar eine Mars-Blume zeigte.

War es natürlich nicht, sondern ein Objekt, das vor langer Zeit von Mineralien in Wasser geformt wurde.

Auch Humoristen liefern Mars-Bilder immer wieder Material. Zum Beispiel, wenn ein Bild ein herumliegendes Schraubendreher-Bit zu zeigen scheint (tatsächlich ist es einfach nur ein Stein).

Es gibt auch Bilder, die auf den ersten Blick Spuren außerirdischen Lebens zu zeigen scheinen, was sich als Unfug herausstellt - aber auch die tatsächliche Erklärung ist interessant. So war es etwa, als der Mars Reconnaissance Orbiter beim Umrunden des Planeten in der Athabasca-Valles-Region Bilder von spiralförmigen Mustern machte, die zunächst wie Kunstwerke oder Fossilien wirken.

Tatsächlich handelt es sich bei den 2012 veröffentlichten Spiralen, die bis zu 30 Meter breit sind, nach Auffassung mancher Wissenschaftler um die Folge eines bestimmten Lava-Flussmechanismus: Wenn Lavaströme nebeneinander in verschiedene Richtungen fließen, können sie sich verdrehen und so Spiralmuster hinterlassen, etwas Ähnliches kennt man auf der Erde vom Meeresboden. Andere Experten halten die Strukturen eher für Abdrücke von Eis, das sich dort einst befand.

Und dann gibt es jene Bilder, die wirklich schwer mit natürlichen Mechanismen zu erklären sind. Etwa jenes, aufgenommen vom Rover Perseverance im Februar, das einen herumliegenden Zylinder zeigt.

Das muss doch nun wirklich ein Nachweis für intelligentes Leben sein? Wie man es nimmt. Der Zylinder ist Teil der Bohr-Ausrüstung von Perseverance, er stammt von der Erde.

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