Süddeutsche Zeitung

Keine "Alien-Bakterien":Arsenfressende Mikroben brauchen doch Phosphat

Wie Bakterien von einem anderen Planeten kamen Mikroben aus einem See in Kalifornien den Nasa-Forschern vor: Statt Phosphat schienen sie das Gift Arsen in ihre DNA einzubauen. Zwei Wissenschaftler-Teams widerlegen die Annahme nun.

Katrin Blawat

Die Erbsubstanz der als " Arsen-Bakterien" bekannt gewordenen Mikroben aus einem kalifornischen Salzsee besteht aus den gleichen Bausteinen wie auch alle anderen Organismen.

Dies bestätigen unabhängig voneinander ein Team um Marshall Reaves von der Princeton University und eine Gruppe um Tobias Erb von der ETH Zürich ( Science, online). Beide Arbeitsgruppen kommen zu dem Schluss, dass die Halomonas-Bakterien aus dem Mono Lake Phosphorverbindungen benötigen und diese in das Gerüst ihrer DNA einbauen - wie alle Lebewesen.

Vor eineinhalb Jahren hatte hingegen die Astrobiologin Felisa Wolfe-Simon in einer Science-Studie behauptet, die Bakterien benötigten als einzige Lebensform kein Phosphat. Stattdessen bauten sie Arsen in ihre DNA ein.

Wolfe-Simons Schlussfolgerungen stießen bei anderen Forschern jedoch auf harsche Kritik. Demzufolge reichen den vermeintlichen Alien-Mikroben zwar erstaunlich geringe Phosphatmengen - vollständig darauf verzichten können sie aber nicht. Dies bestätigen auch die aktuellen Studien. Die Science-Redaktion, die mehrmals über Kritik an Wolfe-Simons Studie berichtet hatte, schreibt dazu: "Der wissenschaftliche Prozess ist naturgemäß selbstkorrigierend."

Eine ungewöhnliche Eigenschaft der kalifornischen Bakterien bleibt allerdings unumstritten: Sie halten erstaunlich hohe Konzentrationen des eigentlich giftigen Arsens aus.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1407345
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 10.07.2012
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.