Mikrobiologie:Das Ende der Arsen-Mikroben

Ganz besondere Bakterien wollten Nasa-Forscher in einem See in Kalifornien entdeckt haben: Die Organismen sollen statt Phosphat das Gift Arsen in ihre DNS einbauen. Andere Wissenschaftlern zerpflücken die Studie nun.

Katrin Blawat

Acht Forscherteams äußern in der Zeitschrift Science massive Kritik an einer Studie über exotische Mikroben, die vor einem halben Jahr in der gleichen Zeitschrift veröffentlicht wurde (online). Die Publikation über die Entdeckung eines angeblich von Arsen lebenden Bakterienstamms in einem kalifornischen See hatte große Resonanz erzeugt - zu Unrecht, wie die Kritik der Forscher nun zeigt.

Mono Lake in Kalifornien

Im Mono Lake in Kalifornien haben Wissenschaftler eine besondere Bakerienart entdeckt. Doch um die Keime ist ein Streit entbrannt.

(Foto: dpa)

Sogar von einer neu entdeckten Lebensform war im Dezember die Rede gewesen. Die Astrobiologin Felisa Wolfe-Simon hatte behauptet, manche Mikroben könnten auf eine Substanz verzichten, die als Voraussetzung allen Lebens auf der Erde gilt: Phosphat. Noch aufsehenerregender wurde die Meldung dadurch, dass die Forscherin außerdem gezeigt zu haben glaubte, dass die Bakterien statt Phosphat das Gift Arsen in ihre DNS einbauen würden.

Das ist aber offenbar nicht der Fall. Die von Wolfe-Simon entdeckten Mikroben halten zwar ungewöhnlich hohe Konzentrationen des Giftes Arsen aus - ähnliches war aber auch schon von anderen Bakterien bekannt. Hingegen gibt es den acht Forschern zufolge keinen Beweis dafür, dass die Mikroben Arsen auch in ihre DNS einbauen.

Die Kritik der Forscher geht sehr detailliert auf die Methoden und Schlussfolgerungen in Wolfe-Simons Studie ein. So hätten die Mikroben zwar wenig, aber stets genug Phosphat zum Wachsen zur Verfügung gehabt, argumentieren sechs Forscherteams, darunter Steven Benner vom Westheimer Institute for Science and Technology in Gainesville. In allen Experimenten hatten die Bakterien in Anwesenheit von kleinen Mengen Phosphat gelebt.

Wolfe-Simon hält Benner und seinen Kollegen entgegen, dass Bakterien, die zwar geringe Mengen Phosphat, aber kein Arsen zur Verfügung gehabt hatten, sich nicht nennenswert vermehrt hatten. Die geringe Phosphatmenge allein könne das Wachstum daher nicht erklären. Rosie Redford von der University of British Columbia wirft Wolfe-Simon jedoch einen schlampigen Umgang mit den DNS-Proben vor, was zu irreführenden Ergebnissen geführt habe. Zudem habe die Forscherin noch keinen einzigen direkten Nachweis präsentiert, der eindeutig auf eine Arsen-haltige DNS schließen lässt, kritisiert Stefan Oehler vom Biomedical Science Research Center im griechischen Vari.

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