Süddeutsche Zeitung

Geschützte Tiere:Grauwale leiden unter dem Klimawandel

Lesezeit: 1 min

Trotz des Fangverbots erholen sich die Wal-Populationen nur langsam. Standford-Wissenschaftlern zufolge liegt das an der Veränderung der Ozeane.

Der Klimawandel und die Überfischung des Pazifik behindern einer neuen Studie zufolge die Vermehrung des lange Zeit vom Aussterben bedrohten Grauwals. Trotz des Fangverbots hat die Population des Meeressäugers nur etwa ein Viertel des früheren Umfangs erreicht, heißt es in einer vom US-Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie.

Derzeit seien etwa 22.000 Grauwale im Pazifik unterwegs, schreiben die US-Wissenschaftler. Anhand ihrer Studie von Genmutationen gehen sie davon aus, dass die Population des Tieres vor Beginn der massenhaften Jagd Mitte des 19. Jahrhunderts bei etwa 96.000 gelegen habe.

"Diese genetischen Erkenntnisse lassen vermuten, dass sich Grauwale nicht vollständig vom Walfang erholt haben", sagte Mit-Autor Steve Palumbi von der Universität Stanford. "Daraus können wir ablesen, dass die Wale nun einer neuen Bedrohung gegenüberstehen: der Veränderung der Ozeane, die ihrer Erholung Grenzen setzt."

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Mutationen an zehn Abschnitten des Grauwal-Genoms untersucht. Die Spannbreite der Veränderungen am Erbgut erwies sich unerwartet als so groß, dass sie daraus auf eine weitaus umfangreichere Walpopulation als bisher vermutet rückschlossen.

"Sehr viel größere Population in den vergangenen Jahrhunderten"

"Die überaus reichen Genmutationen weisen auf eine sehr viel größere Population in den vergangenen Jahrhunderten hin", sagte Palumbi. Für die heutige Population von 22.000 Tieren sei das Ausmaß der Mutationen einfach zu groß.

Anhand der registrierten Erbgutveränderungen rechneten die Wissenschaftler mit Hilfe von Computerprogrammen in die Vergangenheit zurück und kamen auf eine ursprüngliche Population von 76.000 bis 118.000 Tieren - oder eben 96.000 Tiere im Durchschnitt.

Bisher galt die Erholung der Grauwal-Population im Pazifik nach dem Fangverbot immer als Paradebeispiel für erfolgreichen Tierschutz. Da Walfänger als Feinde derzeit ausscheiden, muss der Grund für die begrenzte Vermehrung anderswo liegen.

Ein Grund sehen die Wissenschaftler in der Erderwärmung, die den Vorrat an Nahrung für die Wale in ihrem Hauptverbreitungsgebiet, der nordpazifischen Bering-See, begrenzten. Dort hatten Wissenschaftler immer wieder ungewöhnlich dünne Tiere entdeckt. Grauwale ernähren sich, indem sie den Meeresgrund aufwühlen und daraus ihre Nahrung filtern.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.767575
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
AFP
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.