Süddeutsche Zeitung

Wirtschaftsweise:Deutschland rutscht doch nicht in die Rezession

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Der Sachverständigenrat der Bundesregierung sieht im Vergleich zum Herbst eine leicht verbesserte Entwicklung in Deutschland. Die Lage bleibe aber angespannt.

Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland hat sich im Vergleich zu Herbst 2022 leicht verbessert, die Lage bleibt aber angespannt. Zu diesem Ergebnis kommen die Wirtschaftsweisen, die an diesem Mittwoch ihre aktualisierte Konjunkturprognose für das laufende und das kommende Jahr veröffentlicht haben. Sie erwarten in diesem Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent, für 2024 rechnen sie mit einem Wachstum von 1,3 Prozent. Im November hatten sie noch einen leichten Rückgang prognostiziert. Die hohe Inflation stelle weiter eine große Belastung für die Konjunktur dar, schreiben die Expertinnen und Experten in ihrem Bericht, in dem sie ihre Sicht auf die wirtschaftliche Lage erörtern.

Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrates, teilte mit: "Der inflationsbedingte Kaufkraftverlust, die schlechteren Finanzierungsbedingungen und die sich nur langsam erholende Auslandsnachfrage verhindern einen stärkeren Aufschwung in diesem und im kommenden Jahr."

Die Inflation hat nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen ihren Hochpunkt vom Herbst 2022 überschritten. Sie sei aber immer noch deutlich erhöht und dürfte nur langsam zurückgehen. Im Jahresdurchschnitt rechnen die Expertinnen und Experten 2023 mit einer Inflationsrate von 6,6 Prozent. "Die Inflation kommt zunehmend in der Breite der Wirtschaft an", sagte Martin Werding, Mitglied des Sachverständigenrates. "Die gestiegenen Erzeugerpreise und die zu erwartenden Lohnsteigerungen dürften die Verbraucherpreisinflation noch bis ins kommende Jahr hinein hoch halten." Erst im Jahr 2024 dürfte die Teuerungsrate merklich auf 3,0 Prozent zurückgehen.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt bezeichnen die Wirtschaftsweisen trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage als stabil. Die Erwerbstätigkeit dürfte nach ihrer Einschätzung bis Ende 2024 leicht zunehmen. Aufgrund der zuletzt höheren Tarifabschlüsse und zusätzlicher Inflationsausgleichsprämien in den Jahren 2023 und 2024 erwartet der Rat einen deutlichen Anstieg bei den Effektivlöhnen in Höhe von 5,9 beziehungsweise 4,5 Prozent.

"Zumindest für das Jahr 2023 ist der Lohnanstieg niedriger als die erwartete Inflation. Einen Anstieg der Reallöhne werde es erst 2024 geben. Dies wird voraussichtlich den privaten Konsum beleben", teilte Achim Truger mit, Mitglied des Sachverständigenrates.

Wirtschaftsweise sehen Finanzmarktstabilität nicht gefährdet

Die Stabilität der Finanzmärkte hält der Rat vor dem Hintergrund der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor nicht für gefährdet. Die Lage sei eine ganz andere als bei der Finanzkrise 2008, sagte Ulrike Malmendier vom Sachverständigenrat. Der Interbanken-Markt funktioniere gut, die Versorgung der Realwirtschaft mit Krediten sei gesichert.

Zwar sei die Unsicherheit an den Finanzmärkten durch die Schließung der Silicon Valley Bank und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS zuletzt gestiegen, so Malmendier. Anders als in der globalen Finanzkrise 2008 basierten die Schwierigkeiten einzelner Banken aber nicht auf weitgehend wertlosen Finanzprodukten.

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