Süddeutsche Zeitung

Betriebssystem:Was das neue Windows 11 können soll

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Microsoft kündigt die nächste Version seines Betriebssystems an. Technische Revolutionen gibt es nicht, aber einige Anpassungen. So sollen etwa Android-Apps auch auf Windows-Geräten laufen.

Von Helmut Martin-Jung

Von den üblichen Floskeln, mit denen jeder größere Software-Hersteller bei der Vorstellung seiner neuen Produkte das Publikum bombardiert - "modern, frisch, aufgeräumt" - dürfte bei vielen Interessierten nicht allzu viel hängengeblieben sein: Microsofts Video-Übertragung zum neuen Windows 11 stockte anfangs alle paar Sekunden. Vielleicht aber war das auch nicht schlecht, denn so konnte sich, als es dann endlich durchlief, die Aufmerksamkeit darauf konzentrieren, was wirklich neu ist am weitverbreitetsten Betriebssystem für Computer.

Und das sind weniger technische Neuerungen - auch die gibt es -, sondern eine Art vorbeugende Schutzmaßnahme gegen allfällige Attacken wildgewordener Kartellbehörden und Politiker. Bei Satya Nadella, seit 2014 Vorstandschef des Konzerns, klingt das so: "Die Welt braucht eine offenere Plattform." In der Praxis drückt sich das dann zum Beispiel dadurch aus, dass man Android-Apps über den Store von Amazon auf sein Windows-Gerät laden kann, wo sie mithilfe einer von Intel entwickelten Technologie zum Laufen gebracht werden, obwohl sie eigentlich ja für ein anderes Betriebssystem geschrieben sind - Android eben.

Oder, noch deutlicher, so: Entwickler, die eine von ihnen entwickelte App, das schließt Windows-Programme mit ein, im Microsoft-Store anbieten wollen, müssen dafür keine Gebühr an Microsoft zahlen. Ein Schritt, der dadurch nur um so interessanter wird, als Konkurrent Apple gerade ein Verfahren am Hals hat, das sich just darum dreht, ob Apple die Macht als Torwächter seines Stores nicht ausnutzt.

Nadella betont die Offenheit von Windows in seiner kurzen Ansprache gleich mehrmals, spricht davon, den Nutzern eine echte Wahl zu geben. Das betreffe auch die Wahl der Hardware-Hersteller. Wer die Geschichte des in dieser Hinsicht nicht gerade zimperlichen Konzerns kennt, wird das einigermaßen erstaunlich finden - es gehört aber auch zum neuen Stil, der unter Nadella Einzug gehalten hat.

Mit der neuen Version will Microsoft die Nutzer und insbesondere die Firmenkunden nicht verstören, so wie das beim radikal umgestalteten Windows 8 war. Die designerischen Änderungen wirken eher kosmetisch. Windows 11 soll schneller arbeiten als der Vorgänger, besonders bei Spielen. Eine Optimierung der Bildausgabe soll bei vielen Games zudem dafür sorgen, dass das Bild kontrastreicher wirkt. Nutzer von Geräten mit Berührungsbildschirm bekommen etwas leichter zu treffende Bedienelemente.

Eine weitere Neuerung bei Windows 11 ist, dass Microsoft seine Teams-Software für Videokonferenzen und Zusammenarbeit im Büro direkt integriert. Eine andere Funktion soll dafür sorgen, dass Nutzer sich an zum Beispiel an lokale Medien wenden können, etwa um Tipps zu geben.

Die erste Version von Windows erschien bereits vor 35 Jahren. Erst mit der dritten Version stellte sich der Erfolg ein. Das derzeit aktuelle Windows 10 läuft auf weit mehr als einer Milliarde Computer. Ob auch das Update auf die Version 11 für Privatnutzer wieder kostenlos sein wird, ist noch nicht bekannt. An der Börse setzte die Microsoft-Aktie ihren Höhenflug fort.

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