Süddeutsche Zeitung

Pegasus-Software:Facebook verklagt israelische Firma wegen Whatsapp-Spähattacken

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Wegen Spähattacken auf WhatsApp-Nutzer hat Facebook eine israelische Firma verklagt. Das Online-Netzwerk wirft dem Unternehmen NSO Group vor, etwa 1400 Nutzer des zu Facebook gehörenden Kurznachrichtendiensts mit hochmoderner Spionagesoftware ins Visier genommen zu haben. Das geht aus der Klageschrift hervor, die bei einem Gericht in Los Angeles eingereicht wurde.

Konkret legt Facebook der NSO Group zur Last, mit einem technischen Kniff eine Sicherheitslücke bei WhatsApp ausgenutzt und damit gegen Gesetze verstoßen zu haben. Auf diese Weise habe ein Smartphone allein schon durch verpasste Anrufe mit der Spähsoftware gehackt werden können. Betroffen seien Menschenrechtsanwälte, Journalisten und andere Mitglieder der Zivilgesellschaft in der ganzen Welt gewesen, schrieb der Chef von WhatsApp, Will Cathart, in einem Beitrag für die Washington Post.

Das bekannteste Produkt der Firma: Eines der mächtigsten Spionage-Werkzeuge

Seit der Entdeckung der Software im Mai habe Facebook in Erfahrung gebracht, dass Angreifer Server und Internethosting-Dienste genutzt hätten, die zuvor mit der NSO Group in Verbindung gebracht worden seien. Whatsapp vermutet die israelische Firma schon länger hinter den Attacken.

Die NSO Group wird gemeinhin dafür kritisiert, Überwachungstechnologie an repressive Regierungen zu verkaufen. Das bekannteste Produkt der Firma NSO ist eine Software mit dem Namen "Pegasus". Sie gilt als eines der mächtigsten Spionage-Werkzeuge, weil sie das erste Werkzeug ist, mit dem sich aus der Ferne Zugang zum Innersten eines iPhones - und damit fast vollständige Kontrolle über das Gerät - erlangen lässt. Nach Analysen von Fachleuten kann Pegasus Mikrofon und Kamera eines Telefons aktivieren, E-Mails und Kurzmitteilungen und möglicherweise auch Standort-Daten sammeln sowie durchsuchen.

Die NSO Group weist die Vorwürfe von Facebook zurück. Der einzige Unternehmenszweck bestehe darin, lizenzierte Geheimdienstler von Regierungen und Sicherheitsbehörden im Kampf gegen Terrorismus und Schwerkriminalität zu helfen, teilte die Firma mit. Die NSO-Technologie sei nicht für den Einsatz gegen Menschenrechtsaktivisten und Journalisten entwickelt oder zugelassen worden. Facebook verlangt in der Klageschrift, dass der NSO Group der Zugriff auf Dienste und Systeme des Online-Netzwerks verwehrt werde. Zudem pocht der Social-Media-Konzern auf eine nicht näher genannte Entschädigungssumme. Die Sicherheitslücke, durch die Überwachungssoftware auf Smartphones installiert werden konnte, hat Whatsapp bereits Mitte Mai geschlossen.

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