Süddeutsche Zeitung

Vertragsverlängerung:Weidmann soll acht weitere Jahre Bundesbank-Chef bleiben

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Das hat die Bundesregierung beschlossen. Er wird auch als Kandidat auf den EZB-Chefsessel gehandelt - und kann den Poker nun entspannt verfolgen.

Von Cerstin Gammelin und Markus Zydra

Jens Weidmann, Bundesbankpräsident und als solcher Kritiker der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), steht vor einer zweiten Amtszeit. Die Bundesregierung will den Ende April 2019 auslaufenden Vertrag Weidmanns um weitere acht Jahre verlängern. Das bestätigten Regierungskreise in Berlin am Dienstag der Süddeutschen Zeitung.

Der promovierte Volkswirt war am 29. April 2011 zum bis dahin jüngsten Präsidenten der Bundesbank ernannt worden. Er folgte Axel Weber nach, der den Posten ein Jahr vor Ablauf seiner regulären Amtszeit aufgegeben hatte. Anlass war ein Streit um die Besetzung des Chefpostens bei der Europäischen Zentralbank gewesen. Weber galt lange als inoffizieller Kandidat von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für diesen Posten. Merkel verzichtete aber darauf, Weber mitten in der akuten Eurokrise durchzusetzen. Den Job bekam der Italiener Mario Draghi.

Weidmann kann nun entspannt den Poker um den EZB-Spitzenjob beobachten

Weidmann ist als Bundesbankpräsident Mitglied im Rat der EZB. Er wird wie zuvor Axel Weber ebenfalls als Kandidat auf den EZB-Chefsessel gehandelt. Die Amtszeit des amtierenden Präsidenten Draghi läuft planmäßig im Oktober 2019 aus. Die Bundesregierung hat bisher jedoch nicht erkennen lassen, dass sie eine Kandidatur Weidmanns für den europäischen Chefposten vorantreiben wollen würde. Das mag auch daran liegen, dass sie mit Manfred Weber (CSU) schon einen deutschen Kandidaten im Ringen um einen EU-Spitzenjob unterstützt. Weber führt die Europäischen Volksparteien in den Europawahlkampf und hat bei einem Sieg zumindest theoretisch die Chance, zum Präsidenten der Europäischen Kommission gewählt zu werden. Die Europawahl findet am 26. Mai statt, ihr Ausgang ist wegen der starken rechtspopulistischen Parteien und des unklaren Brexits völlig offen.

Weidmann gilt daher als deutscher Kandidat in Wartestellung für einen europäischen Chefposten. Sollte Manfred Weber nicht Kommissionschef werden, steigen theoretisch die Chancen Weidmanns auf den EZB-Spitzenjob. Wenn die Bundesregierung jetzt seinen Vertrag als Bundesbankpräsident verlängert, kann er entspannt den Ausgang des Job-Pokers abwarten.

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Quelle:
SZ vom 16.01.2019
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