Süddeutsche Zeitung

VW: Beschäftigungsgarantie:Faktor Sicherheit gewinnt

Volkswagen und die IG Metall verständigen sich auf eine Beschäftigungsgarantie bis 2014. Von dem Pakt profitieren die Mitarbeiter, der Konzern - und die Volkswirtschaft.

Michael Kuntz

Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes lähmt Menschen in ihrem Konsumverhalten. Sie kaufen Dinge selbst dann nicht mehr, wenn sie es sich leisten könnten. Man sieht es in Deutschland an der Sparquote. Sie beträgt 11,2 Prozent und ist damit so hoch wie seit Jahren nicht. Wer zögert, spart. Vor diesem Hintergrund besitzen Vereinbarungen wie jetzt die bei Volkswagen einen eigenen Wert. Wer weiß, dass sein Arbeitsplatz bis 2014 sicher ist, der kauft sich eher einen neuen Golf und schafft damit Arbeit nicht nur beim eigenen Arbeitgeber.

Der Faktor Sicherheit trägt dazu bei, die Konjunktur anzukurbeln. Doch das ist nicht alles. VW selbst profitiert. Arbeitnehmer setzen sich anders in ihrem Unternehmen ein, wenn sie wissen, dass der Dank dafür nicht darin besteht, morgen auf die Straße gesetzt zu werden. Das ist besonders wichtig in der Automobilindustrie, die global agiert und für jede neue Fahrzeuggeneration etwa 20 Prozent weniger Arbeitseinsatz braucht. Damit dieser Produktionsfortschritt keine Jobs kostet, muss das Unternehmen entweder sparen oder wachsen. Volkswagen macht beides. Dabei steuert die IG Metall einen maßvollen Kurs.

Bereits 2006 wurden die deutschen Volkswagen-Werke wieder international konkurrenzfähig, weil die Belegschaft von der Vier- zur Fünftagewoche zurückkehrte und damit Zugeständnisse von fast einem Fünftel ihrer Einkünfte machte. Das funktionierte damals gut. Schließlich ist der Beschäftigungspakt auch eine Art Bekenntnis des Managements zu profitablem Wachstum. VW-Chef Martin Winterkorn hat vor, den japanischen Konkurrenten Toyota als Weltmarktführer abzulösen. Dafür braucht er seine Leute - alle.

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Quelle:
SZ vom 17.02.2010
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