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Vor der Insolvenz:Aktionäre geben Escada verloren

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Die Escada-Rettung ist gescheitert, jetzt bleibt dem Konzern nur noch das Insolvenzplanverfahren. Die Aktionäre haben die Hoffnung schon aufgegeben.

Gehofft, gebangt - und ohne Erfolg: Die Rettung des Luxusmodeherstellers Escada ist gescheitert. Nur 46 Prozent der Anleihe-Gläubiger hätten das Umtauschangebot des Münchner Konzerns angenommen, teilte Escada mit. Damit steht die Pleite des Unternehmens unmittelbar bevor.

Die Börse reagierte prompt, die Aktie des Konzerns verlor drastisch. Die Papiere stürzten bei hohen Umsätzen um 50 Prozent auf 75 Cent ab - und waren einer der größten Verlierer. Schon am Dienstag hatten sie ein Drittel an Wert verloren. Mitte 2007 kosteten die Papiere noch mehr als 38 Euro. "Auf eine Rettung von Escada in letzter Minute zu wetten, scheint keine brauchbare Option mehr zu sein", sagte Equinet-Analyst Ingbert Faust.

Am Dienstagnachmittag war die Frist für die Gläubiger der 200 Millionen Euro schweren Unternehmensanleihe ausgelaufen. Sie sollten auf 60 Prozent ihres eingesetzten Geldes verzichten, um einen Beitrag zur Entschuldung des börsennotierten Unternehmens zu leisten. 80 Prozent hätten der Lösung zustimmen müssen.

Schwerer Weg zum Amtsgericht

Der Vorstand werde nun, wie bereits angekündigt, noch in dieser Woche wegen der drohenden Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht München stellen, teilte das Unternehmen mit. Am Mittwoch tagt der Aufsichtsrat.

In Branchenkreisen hatte es zuletzt geheißen, der Konzern werde ein Insolvenzplanverfahren anstreben. Hierbei wäre die Sanierung des Unternehmens das Ziel und nicht die Zerschlagung.

Weil die Anleihe-Gläubiger nicht mitziehen, ist auch die geplante Kapitalerhöhung über knapp 30 Millionen Euro hinfällig. Der Vorstand hatte zuvor mehrere Punkte des Rettungsplans erfolgreich abgearbeitet: Die Kosten wurden gesenkt, zahlreiche Unternehmensteile und Vermögenswerte verkauft.

Der Luxusmodehersteller war in den vergangenen Monaten immer stärker in Schwierigkeiten geraten. Etliche hausgemachte Probleme, wie häufige Führungswechsel, Missmanagement, Kollektionen, die am Markt floppten, aber auch die Flaute der Branche durch die Wirtschaftskrise führten zum Niedergang. Die Umwandlung der Anleihe war der wichtigste Punkt im Notplan für Escada.

Escada gehört zu den größten Damenmodekonzernen in Deutschland. Nach der Trennung von der früheren Tochter Primera hat das Unternehmen mit Sitz in Aschheim bei München noch rund 2300 Beschäftigte.

Der Konzern war nach Verlusten von 70,3 Millionen Euro und einem Umsatzrückgang um 15 Prozent auf 582 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr 2007/08 (31. Oktober) in die Existenzkrise gestürzt.

Das nach einem Rennpferd benannte Unternehmen wurde 1976 von Wolfgang Ley und seiner Frau Margaretha gegründet. Nach dem Tod seiner Frau 1992 führte Wolfgang Ley Escada allein weiter, bis er sich 2006 von der Firmenspitze zurückzog. Es folgten mehrere Führungswechsel, seit Mitte vergangenen Jahres steht der frühere Hugo-Boss-Chef Bruno Sälzer an der Spitze.

Escada hatte nach eigenen Angaben zuletzt weltweit 182 eigene Shops sowie weitere 225 von Franchise-Nehmern betriebene Standorte in mehr als 60 Ländern.

Nach dem Verkauf von Primera gehören jetzt noch die Produktlinien Escada und Escada Sport zu dem Konzern. Das Unternehmen hat zudem Lizenzen für Düfte, Brillen und Kindermode vergeben.

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