Süddeutsche Zeitung

Volkswagen-Konzernchef:Diess gibt Führung der VW-Marke ab

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Er soll "mehr Freiraum für seine Aufgaben als Konzernchef" erhalten, teilt der Aufsichtsrat mit. Sein Nachfolger wird Ralf Brandstätter.

Volkswagen besetzt nach wochenlangen Turbulenzen die Führung der Hauptmarke VW neu. An deren Spitze rückt zum 1. Juli Ralf Brandstätter, der bereits das operative Geschäft der Marke leitet, wie der Konzern am Montag im Anschluss an Beratungen im Aufsichtsrat mitteilte. Er löst Herbert Diess in dieser Funktion ab, der den Posten in Personalunion neben seinen Aufgaben als Konzernchef innehatte. Über eine bevorstehende Neuorganisation hatte bereits die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Diess soll dadurch Freiraum gewinnen, um den weltweit größten Autobauer zu einem führenden Anbieter von Elektrofahrzeugen umzuformen. Er bleibt Konzernchef und soll die Markengruppe weiter leiten, in der die Volumenmarken VW, Skoda und Seat zusammengefasst sind. Diess erklärte, Brandstätter habe die Marke bereits in den zurückliegenden zwei Jahren als COO erfolgreich geführt und deren Transformation an entscheidender Stelle mitgestaltet. "Ich freue mich daher, dass Ralf Brandstätter nach den tiefgreifenden strategischen Entscheidungen der vergangenen Jahre jetzt die Entwicklung der Marke als CEO weiter kraftvoll vorantreiben wird."

Der Entscheidung waren Insidern zufolge kontroverse Diskussionen im Aufsichtsrat vorausgegangen. Bereits Ende vergangener Woche soll das Kontrollgremium länger über die künftige Führung beraten haben. Einem Insider zufolge stand dabei die Zukunft von Diess bei Volkswagen Spitz auf Knopf. Als VW-Markenchef hatte Diess im Fadenkreuz der Kritik des Betriebsrates gestanden. Die bei Volkswagen besonders mächtige Arbeitnehmervertretung warf ihm Managementfehler vor und machte ihn für die Softwareprobleme beim Golf VIII und dem neuen Elektroauto ID.3 verantwortlich. Schon länger wurde deshalb vermutet, Diess solle als Markenchef abgelöst werden.

Zuletzt kam der Skandal um ein rassistisches Werbevideo für den Golf hinzu. Dadurch wurde das wegen der Diesel-Affäre ohnehin angekratzte Ansehen des Wolfsburger Konzerns weiter beschädigt. Diess wurde außerdem eine ungeschickte Argumentation bei der Forderung nach einer Kaufprämie auch für Autos mit Verbrennungsmotor angelastet, die in dem Konjunkturpaket der Bundesregierung gegen die Folgen der Corona-Krise keinen Widerhall fand.

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