Süddeutsche Zeitung

US-Börsen:Nach oben, immer weiter

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Die USA kämpfen mit den Folgen der Pandemie, die Börse jedoch ist auf Höhenflug - nur wie lange noch?

Bloß nichts verpassen! Und schon gar nicht an der Börse, da kann das ja nicht bloß hohe Summen kosten. Die Fondsmanager haben auch die Investoren im Nacken, die schließlich erwarten, dass sie so viele Dollars bekommen, wie es nur irgend geht. Dieser Mechanismus, er erklärt zumindest zu einem Teil, warum sich die US-Leitindizes Standard&Poor's 500 und Nasdaq zu neuen Rekorden aufgeschwungen haben - und das bekanntermaßen in einer Zeit, in der den USA, der größen Wirtschaftsnation der Welt, Gefahr droht durch eine Pandemie, die man dort einfach nicht in den Griff bekommt.

Aber, wie man aus der Vergangenheit weiß, eine Rally wie die gerade zu beobachtende - der Gesamtzuwachs betrug rund zwölf Billionen Dollar - birgt auch ihre Gefahren. Wenn alle Fondsmanager praktisch gezwungen sind mitzumachen, wenn eine solche Euphorie entsteht, kann es schwer werden, das aufrechtzuerhalten. Und man darf auch nicht vergessen: Der Markt kommt aus einem sehr schnellen Absturz, binnen weniger als sechs Monaten ging es beim Standard&Poor's 500 um 50 Prozent nach oben.

Vor allem die Technologiewerte waren es, die die Anleger besonders lockten. Zur allgemeinen Euphorie trugen auch Daten der Bauwirtschaft bei. Die schnelle Erholung an den Börsen geht zu einem Teil auch auf das Konto staatlicher Unterstützung durch die US-Regierung.

Aber es zeichnen sich auch schon wieder dunkle Wolken ab. Denn die Verhandlungen, ob die zunächst zeitlich begrenzte Förderung von Unternehmen weitergehführt werden, sind ins Stocken geraten. Und dann ist da ja auch noch der amerikanisch-chinesische Handelsstreit, von dem man letztlich auch nicht weiß, ob es gelingt, ihn wiedereinzudämmen. Oder aber, was niemand ausschließen kann, ob es zur Eskaltion kommt.

Dann könnte beispielsweise auch der Apple-Konzern, geradezu das Paradebeispiel eines erfolgreichen Tech-Konzerns, zwischen die Fronten geraten. Apple lässt ja nicht bloß in China produzieren, sondern das riesige Land ist auch einer der wichtigsten Absatzmärkte. Bräche er von heute auf morgen weg, wäre das ein herber Schlag für die erfolgsverwöhnten Kalifornier. Bisher hatte Apple-Chef sein Unternehmen erfolgreich aus dem Streit heraushalten können - doch das muss nicht so bleiben.

Zudem zeigen Erfahrungen aus der Vergangenheit, dass immer dann, wenn die Fonds besonders euphorisch waren, die Gefahr eines Absturzes groß war. Das hält die Anleger im Moment aber nicht davon, für viele Investments hohe Preise zu bezahlen. "Der größte Treiber des Marktes ist im Moment, dass die Zentralbanken aus politischer Sicht weiter äußerst unterstützend sind", sagte Experte Anik Sen von PineBridge Investments. Zaubern aber können die auch nicht.

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Quelle:
SZ vom 19.08.2020
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