Süddeutsche Zeitung

Energieversorger:Uniper muss an seine letzten Reserven

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Der angeschlagene Energieversorger besorgt sich noch mal Geld bei der KfW und hat damit begonnen, Gas aus seinen selbst genutzten Speicherkapazitäten zu entnehmen. Jetzt ist die Bundesregierung am Zug.

Der angeschlagene Energieversorger Uniper zapft seine verbleibenden Liquiditätsreserven an. Die Möglichkeit einer Kreditaufnahme in Höhe von zwei Milliarden Euro bei der staatlichen KfW sei nun in Anspruch genommen worden, teilte das MDax-Unternehmen am Montag in Düsseldorf mit. Der Kreditrahmen sei damit vollständig ausgeschöpft.

Der Druck auf die Bundesregierung, ein Rettungspaket für die Tochter des finnischen Fortum-Konzerns zu schnüren, dürfte damit zunehmen. Uniper hatte zuletzt bei der Bundesregierung einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Der Konzern hatte die Kreditlinie mit der KfW-Bankengruppe Anfang Januar angesichts des sich anbahnenden Ukraine-Kriegs und den damit verbundenen Schwankungen an den Rohstoffmärkten vereinbart und sie Ende März vorsichtshalber bis Ende April 2023 verlängert. Die Uniper-Aktie lag am Montag bei knapp 9,50 Euro unverändert, zu Jahresanfang notierte sie noch bei über 40 Euro, das Papier hat einen rasanten Verfall hinter sich.

Uniper ist der größte deutsche Gasimporteur und steht wegen der ausbleibenden russischen Gaslieferungen unter Druck. Der Konzern muss zur Erfüllung seiner Verträge teureres Gas am Markt einkaufen, was zu Liquiditätsproblemen führt. Nach Aussagen von Firmenchef Klaus-Dieter Maubach erfährt Uniper tägliche Mittelabflüsse im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Außerdem hat das Unternehmen vergangene Woche begonnen, Gas aus seinen selbst genutzten Speicherkapazitäten zu entnehmen. Auch dies geschehe aus Liquiditätsgründen und um Verträge einzuhalten.

Wie eine Rettung aussehen soll, ist noch völlig unklar

Derweil arbeitet die Regierung an einem Hilfspaket für Uniper. Laut dem Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, droht Uniper die Insolvenz innerhalb kurzer Zeit. "Es ist klar, dass Uniper nicht wochenlang warten kann, sondern in wenigen Tagen Hilfe braucht", sagte das Aufsichtsratmitglied der Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag.

Wie diese Hilfe jedoch aussehen wird, ist noch unklar. Nicht zuletzt Uniper und sein finnischer Mehrheitseigentümer Fortum sind sich darüber uneins. Fortum schwebt eine Restrukturierung Unipers vor - mit dem Ziel, eine Versorgungssicherheitsgesellschaft zu gründen, die dem Bund gehören soll. Der Konzern hält 78 Prozent an Uniper und gehört selbst zu mehr als 50 Prozent dem finnischen Staat. Uniper reichte hingegen bei der Bundesregierung einen Vorschlag ein, der unter anderem Eigenkapital-Komponenten enthält, durch die sich der Bund an Uniper direkt beteiligen könnte. Zudem sieht der Vorschlag eine Aufstockung der KfW-Kreditlinie vor. Das wäre dann eine Lösung wie bei der Unterstützung von Lufthansa, die Fluggesellschaft hatte in der Pandemie Existenzprobleme.

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