Süddeutsche Zeitung

Finanzinstitute:Deutsche Bank wendet sich offenbar von Trump ab

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Deutschlands größtes Geldinstitut war mal so etwas wie die Hausbank von Donald Trump. Nun scheint zumindest eines gewiss: Neue Kredite soll er nicht mehr bekommen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Erkenntnis war sicher bereits früher gereift, aber nach den schweren Ausschreitungen in den USA in der vergangenen Woche scheint es sich nun zu verfestigen: Die Deutsche Bank will künftig keine neuen Geschäfte mehr mit Trump und seinen Firmen machen. Das berichtete die New York Times am Dienstag unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Wobei man dazusagen muss, dass die Bank auch während der Präsidentschaft keine neuen Kredite mehr an Trump vergeben hat. Das Problem ist eher das, was man die "Altlasten" nennen könnte, also jene Kredite, welche das größte deutsche Geldhaus bereits an Trump vergeben hat und weswegen es in den vergangenen Jahren oft in die Schlagzeilen kam.

Die Nachricht zeigt aber, dass es nun einsam werden dürfte um Trump. Seit dem Sturm auf das Kapitol wenden sich immer mehr Firmen ab. Der Kurznachrichtendienst Twitter sperrte seinen Account dauerhaft. Christiana Riley, die Amerikachefin der Deutschen Bank, äußerte sich auf dem Karrierenetzwerk Linkedin kritisch zu den Ausschreitungen: "Wir sind stolz auf unsere Verfassung und stehen zu denen, die versuchen, sie aufrechtzuerhalten, um sicherzustellen, dass der Wille des Volkes gewahrt bleibt und ein friedlicher Machtwechsel stattfindet". Auch die New Yorker Signature Bank, die seit langem mit seiner Familie verbunden war, kündigte an, alle Verbindungen zu kappen und forderte seinen Rücktritt.

Der noch amtierende US-Präsident schuldet der Deutschen Bank rund 340 Millionen Dollar über drei Darlehen für diverse Hotels und Immobilien, die 2023 und 2024 fällig werden. Ob die Bank die Kredite vorzeitig fällig stellen kann, dürfte davon abhängen, ob Trump die vertraglichen Verpflichtungen einhält. Die mit den Darlehen finanzierten Hotels und Golfclubs leiden unter der Krise. Verkaufen kann die Bank die Kredite daher vermutlich nur mit großem Verlust.

Trumps frühere Kundenberaterin ist gerade in den Ruhestand gegangen

Schon in den Neunzigerjahren war die Deutsche Bank zu Trumps Hausbank avanciert, nachdem keine große US-Bank mehr etwas mit dem damaligen Immobilienunternehmer zu tun haben wollte. Auch die Frankfurter hatten 2008 einen Rechtsstreit mit Trump, weil dieser wegen der heraufziehenden Finanzkrise nicht daran dachte, einen Kredit für ein Hochhaus in Chicago zurückzuzahlen. In der Vermögensverwaltung der Bank nahm man ihn dennoch gerne auf: Seine frühere Kundenbetreuerin Rosemary Vrablic sorgte ab 2011 dafür, dass seine Unternehmen weiterhin Kredite in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar erhielten - dem Vernehmen nach mit Genehmigung des zentralen Kreditausschusses in Frankfurt.

Vrablic war zum Jahreswechsel plötzlich in den Ruhestand gegangen, nur vier Monate nachdem die Bank eine interne Untersuchung zu einem privaten Immobiliengeschäft von Vrablic eingeleitet hatte. Dabei ging es um den Kauf eines Apartments im Jahr 2013 für 1,5 Millionen Dollar, bei dem sie offenbar gemeinsam mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner investiert hatte, wobei Kushner da schon einer ihrer Kreditkunden war. Private Geschäfte gemeinsam mit Kunden sind eigentlich nicht erlaubt. Das Ergebnis der Untersuchung wurde indes nicht bekannt.

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