Süddeutsche Zeitung

E-Auto-Konzern:Bei Tesla steht die 1

Lesezeit: 2 min

Viele Aktionäre lieben Tesla - und schieben den Börsenwert des umstrittenen Autokonzerns über eine magische Marke.

Von Thomas Fromm

Dass es Unternehmen gibt, die an der Börse als eher spekulative Investments gelten und trotzdem einiges wert sind, ist nicht ganz ungewöhnlich. Aber gleich eine Billion Dollar? "Wenn Sie sich gefragt haben", schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg, "welches Unternehmen mit Junk-Rating" als erstes die eine-Billion- Dollar-Schwelle an der Börse knacken würde, dann sei "das Warten jetzt vorbei". Die Antwort laute: Tesla.

Die Aktien des Elektroautobauers stiegen am Montag um mehr als zwölf Prozent an und waren erstmals 1000 Dollar pro Stück wert. Die Folgen - mehr als symbolisch: Eine Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar, das ist mehr als die Internetplattform Facebook. Bei Zahlen in dieser Größenordnung lohnt sich durchaus mal das Umrechnen: Es geht hier um rund 860 Milliarden Euro.

Tesla ist somit das fünftgrößte börsennotierte Unternehmen in den USA. Ein Autobauer, der von 2008 an mit seinem Roadster das erste vollelektrische Serienfahrzeug mit Lithium-Ionen-Batterien auf den Markt warf. Ein klassischer Autobauer wie Ford, nur mal zum Vergleich, wurde schon 105 Jahre vor jenem Roadster in Detroit gegründet und ist heute an der Börse knapp 64 Milliarden Dollar wert. Das zeigt, wie sich die Dinge gerade verschieben.

Wie es zu einem solchen Kurssprung kommt? Der Grund ist eine Großbestellung des Autovermieters Hertz, der ankündigte, bis Ende nächsten Jahres 100 000 Autos von Tesla zu kaufen. Die Autos sollen bei Hertz sowohl in den USA als auch in europäischen Städten eingesetzt werden. "Elektrofahrzeuge sind jetzt Mainstream", so der geschäftsführende Hertz-Chef Mark Fields. Der Plan des Autovermieters ist ambitioniert. Er will "die größte Elektrofahrzeugflotte in Nordamerika und eine der größten weltweit" aufbauen. Zwar haben die Vermieter schon seit 2011 Elektroautos im Sortiment, Ziel ist aber nun, rund ein Fünftel der gesamten eigenen Mietwagenflotte mit Elektrofahrzeugen zu bestücken, bereits von November an soll das Tesla Model 3 im Angebot sein. Und, weil es ohne kaum interessant sein dürfte für die Kunden: Hertz will an seinen Vermietungs-Standorten Tausende von Ladestationen aufbauen.

Das Thema treibt alle um. Erst kürzlich hatte Sixt erklärt, man wolle mehr als 50 Millionen Euro in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren. Grund: Wie bei Benzinern kurz vor der Auto-Rückgabe noch mal bei der Tanke vorbei fahren und voll machen, das geht bei E-Autos nicht mehr so ohne Weiteres. Erst recht nicht, wenn man über eine Stunde warten muss, bis die Batterie vollgeladen ist.

Am Jahresanfang wurde Tesla an der Börse noch mit etwa 700 Milliarden Dollar bewertet, Anfang 2020 mit 100 Milliarden Dollar. Das blieb nicht ohne Folgen für die Finanzlage des Tesla-Chefs. Laut Forbes gilt Elon Musk mit einem Vermögen von 255 Milliarden Dollar zurzeit als reichster Mensch der Welt, vor Amazon-Gründer Jeff Bezos. Allerdings ist Musk nicht nur Tesla-Boss. Zu seinem Imperium gehören noch eine Reihe weiterer Unternehmen, unter anderem das Raumfahrtunternehmen Space-X. Gut möglich, dass Musk dank seiner Weltraumaktivitäten in der nächsten Zeit noch einmal ziemlich viel dazuverdienen wird.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5449250
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.