Süddeutsche Zeitung

Übernahme von Tengelmann:Edeka muss die Ausweglosigkeit akzeptieren

Der Supermarkt-Konzern darf Tengelmann laut Kartellamt nicht übernehmen. Darüber sollte sich auch Wirtschaftsminister Gabriel nicht hinwegsetzen.

Kommentar von Caspar Busse

Es ist eine ziemliche Abfuhr, die sich Tengelmann und Edeka da in Bonn abgeholt haben. Die Experten der Monopolkommission raten ohne Wenn und Aber von einer Ministererlaubnis für das geplante Millionengeschäft der beiden Einzelhandelskonzerne ab. Sie lassen auch keine Hintertür offen. Alle Argumente von Tengelmann und Edeka werden vielmehr vom Tisch gefegt.

Die Deutlichkeit ist überraschend - und sollte nachdenklich machen. Tengelmann will seine letzten 451 Supermärkte der Marken Kaiser's und Tengelmann an Edeka verkaufen. Doch das Kartellamt stellt sich dagegen. Marktführer Edeka werde sonst nur noch mächtiger, besonders in München, Oberbayern oder Berlin, so die Argumentation.

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel soll den Tengelmann-Edeka-Deal per Sondererlaubnis jetzt doch noch möglich machen. Auch wenn er juristisch nicht an das Votum der Monopolkommission gebunden ist, er sollte sich nicht darüber hinwegsetzen, er muss ablehnen.

Der Fall ist klar. Es gibt hier kein übergeordnetes Gemeinwohl, mit dem man den Entscheid des Kartellamtes aushebeln könnte. Tengelmann und Edeka sollten das akzeptieren und angesichts der Aussichtslosigkeit den Antrag auf Ministererlaubnis zurückziehen - auch zum Wohl der 16 000 Mitarbeiter in den Filialen. Sie brauchen Klarheit, denn es gibt ja noch andere Kaufinteressenten.

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Quelle:
SZ vom 04.08.2015
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