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Stellenabbau:Siemens dreht sich um sich selbst

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Analyse von Caspar Busse

So hatte sich das Joe Kaeser, 57, ganz sicher nicht vorgestellt, als er im Sommer 2013 den Job als Siemens-Vorstandsvorsitzender übernahm. Damals trat er mit der Mission an, den Münchner Technologie-Konzern nach den heftigen Turbulenzen in eine ruhigere und bessere Zukunft zu führen. Endlich wieder Wachstum und florierende Geschäfte waren das Ziel. Doch weit gefehlt. Siemens ist seitdem vor allem mit sich selbst beschäftigt - mit Umbau, Sanierung von Geschäftsbereichen, Entlassungen. Und das wird aller Voraussicht nach auch noch eine Weile so weiter gehen.

An diesem Donnerstag hatte Siemens-Chef Kaeser mal wieder eine ziemlich schlechte Nachricht, vor allem für die Mitarbeiter. Weitere 4500 Jobs werden wegfallen, davon immerhin die Hälfte in Deutschland. Insgesamt umfasst das Streichprogramm damit rund 13 000 Arbeitsplätze. Die Dimension ist erheblich, auch wenn es diesmal nicht nur um hausgemachte Probleme geht.

Der Energiemarkt hat sich zuletzt weltweit grundlegend gewandelt. Der plötzlich stark gesunkene Ölpreis und der Boom beim umstrittenen Schiefergas in den USA, dem sogenannten Fracking, haben die Lage völlig geändert. Plötzlich ist das Geschäft mit der Öl- und Gastechnik in einer Flaute, der Ausblick völlig unklar. Das spürt nicht nur Siemens, es betrifft fast alle Unternehmen in der Branche. Die Münchner müssen reagieren, das war schon länger klar.

Sorgen macht vor allem die Perspektive für Siemens. Wo soll künftig eigentlich weiteres Wachstum herkommen? Für dieses Jahr rechnet Kaeser jedenfalls mit einer Stagnation - trotz des schwachen Euro-Kurses, der für Siemens sehr günstig ist. Und wann schaffen die Münchner in Sachen Gewinn den Anschluss an wichtige Wettbewerber wie General Electric oder ABB? Noch sind sie weit davon entfernt - und bislang vor allem mit sich selbst beschäftigt.

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