Süddeutsche Zeitung

Smartphones:Solide Geräte

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Noch nie hat Apple so viele iPhone-Varianten zugleich auf den Markt gebracht wie 2020. Das macht die Entscheidung nicht ganz leicht.

Von Thorsten Riedl

Äußerlich unterschieden sich die zwei Geräte kaum. Nur mit Blick auf die Rückseite lässt sich erkennen, ob das Gegenüber ein iPhone 12 mit zwei Kameralinsen nutzt oder ein 12 Pro mit drei. Apple macht es der Klientel nicht leicht, sich zwischen den verschiedenen Geräten zu entscheiden. Noch nie gab es so viele unterschiedliche iPhone-Modelle zugleich auf dem Markt. Das liegt auch an der Konkurrenz. Denn Samsung, Xiaomi & Co. haben einiges zu bieten - und oft den günstigeren Preis.

Das Smartphone-Geschäft ist 2020 schwieriger geworden. Gemäß jüngsten Zahlen des IT-spezialisierten Marktforschungshauses Gartner sank der Absatz im zweiten Quartal weltweit ein Fünftel. In der Krise überlegt es sich die Klientel zweimal, ob es wirklich ein neues Gerät sein muss. Zumal sich der Fortschritt in Grenzen hält - bis auf Ausnahmen (siehe Kasten Starke Androide). Während die Kunden vor einer Dekade im Schnitt alle zwei Jahre zu einem neuen Gerät griffen, so heißt es in einer Studie der Investmentbank Barclays, tun sie dies nun nur noch alle vier.

Vor vier Jahren stellte Apple im Frühjahr das vergleichsweise günstige iPhone SE vor. Damals erfüllte der US-Konzern mit der Special Edition (SE) den Wunsch nach einem kompakten Gerät mit aktueller Technik. Im Herbst 2016 kam das iPhone 7 auf den Markt. Dieses Jahr brachte Apple im Frühjahr das iPhone SE 2020 auf den Markt, die zweite Generation des SE, nun auf dem Stand der Technik. Und im Herbst präsentierte das Apple-Management rund um Vorstandschef Tim Cook die 12er-Reihe: mit dem kleinen 12 Mini mit 5,4-Zoll-Display, dem 12 und dem 12 Pro mit jeweils 6,1-Zoll-Diagnole und dem 12 Pro Max, dem größten mit einem 6,7-Zoll-Schirm. Wer von einem iPhone 7 oder gar davor auf die 2020er-Generation der Apple-Geräte umsteigt, erlebt einen Riesensprung. Wer dagegen eines der neueren Geräte, also ein iPhone X, XS oder eines der 11er-Reihe nutzt, für den lohnt sich der Neukauf nur bedingt.

Der neue Mobilfunkstandard 5G ist hierzulande noch kein Kaufargument

Im Mittelpunkt der 12er-Serie stehen das iPhone 12 und das iPhone 12 Pro. An der Verarbeitung der Geräte gibt es wie immer bei Apple nichts auszusetzen. Da steht nichts über, da schließen alle Kanten bündig miteinander ab. Und Ecken und Kanten gibt es nun einige: Denn mit dem Design der jüngsten iPhone-Geräte kehrt Apple zurück zur Gestaltung des iPhone 5, vorgestellt 2012. Die neuen Smartphones fassen sich gut an, liegen fein in der Hand. Allerdings schafft Apple so auch das Kunststück, dass 12 und 12 Pro bei durchaus ähnlichen Abmessungen wie iPhone X oder XS etwa mit ihrem abgerundeten Design sehr viel klobiger wirken. Um die äußersten Stellen des Displays von 12 und 12 Pro zu erreichen, muss sich der Daumen selbst bei einer großen Hand recken.

Die neuen iPhone 12 und 12 Pro ähneln sich stark: gleiche Displaygröße, gleiche, farbprächtige OLED-Technologie für den Schirm, gleicher A14-Chip von Apple selbst im Inneren, gleicher Akku - der bei beiden komfortabel einen Tag hält. Alle Geräte verfügen über Face ID, eine Gesichtserkennungstechnologie, die als besonders sicher gilt und etwa Anwendungen wie Mobile Banking mit gutem Gewissen auf dem Gerät ermöglicht (siehe Kasten Plus an Sicherheit).

Die Unterschiede: Der interne Speicher der Pro-Version fasst sechs statt vier Gigabyte wie beim normalen 12er. Damit können mehr Apps im Hintergrund offen gehalten werden. Ins Auge sticht die Kamera. Das 12 Pro bietet neben dem zusätzlichen Teleobjektiv mit einem Zweifachzoom mehr fotografische Möglichkeiten. Zudem besitzt das Pro einen Lidar-Sensor, der mittels Laser die Entfernung zu einem Objekt messen kann. Mit dieser Hilfe schafft das Pro zum Beispiel deutlich bessere Porträtaufnahmen im schummrigen Licht oder gar im Dunkeln als die normale Version des Apple-Smartphones.

Beide Geräte besitzen wie auch das neue 12 Mini und das 12 Pro einen Magsafe-Anschluss, eine magnetische Stelle auf der Rückseite, über die sich ein spezielles Ladekabel oder bald weiteres Zubehör andocken lässt. Zudem bestehen die Displays der 12er-Reihe aus einem besonders gehärtetem Glas, bei dem laut Hersteller Corning "nanokeramische Kristalle in die Glasmatrix eingebettet sind". In der Folge bricht bei einem Sturz zumindest die Vorderseite der neuen iPhones weniger oft, denn nur die wird vom "Ceramic Shield" - so der Name des Glases im Apple-Marketing-Jargon - geschützt. Einige Videos im Netz beweisen das bereits.

Schließlich fiel bei der Vorstellung der neuen iPhone-Generation kein Schlagwort so oft wie 5 G. Doch ausgerechnet der neue Mobilfunkstandard ist hierzulande noch kein Kaufargument. Deutschland liegt international weit abgeschlagen, was den Ausbau des 5 G-Netzes angeht. Nur gut, dass Apple Softwareupdates für die nächsten fünf Jahre verspricht: So lässt sich 2025 mit einem dann betagten iPhone 12 superschnell surfen.

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SZ vom 26.11.2020
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