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Siemens: Gehaltserhöhung Löscher:Der falsche Maßstab

Viele Jahrzehnte stand Siemens für eine gewisse Zurückhaltung - die Vorstandsvergütungen lagen immer im Mittelfeld. Doch spätestens seit dem Antritt von Löscher herrschen neue Verhältnisse. Das ist nicht gut.

Caspar Busse

Das ist wirklich ein ansehnlicher Zuschlag: Um ein Viertel ist das Gehalt des Siemens-Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher gestiegen. Neun Millionen Euro bekommt der Österreicher jetzt für das Geschäftsjahr 2010, dazu kommen Zahlungen für seine Altersvorsorge in Höhe von mehr als einer Million Euro. Das ist viel, sehr viel, auch wenn man in Rechnung stellt, dass das vergangene Jahr für Siemens ziemlich gut gelaufen ist.

Umsatz und Gewinn des Münchner Konzerns sind gestiegen, inzwischen ist Siemens gleichauf mit dem ewigen Konkurrenten aus den USA, General Electric. Löscher ist einer der Topverdiener in Deutschland, in einer Liga mit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Und im nächsten Jahr könnte es noch mehr werden.

Keine Frage: Vor allem auf die gute Geschäftsentwicklung ist der Gehaltssprung Löschers zurückzuführen. Denn Löschers Grundgehalt ist gleich geblieben, der Anstieg resultiert vor allem aus erfolgsabhängigen Zahlungen. Aber Löschers Verdienst ist nicht verhältnismäßig. Das Gleichgewicht zwischen unten und oben, zwischen einfachem Angestellten und Topmanager, kommt doch arg durcheinander. Siemens-Mitarbeiter erhalten Tariferhöhungen von knapp drei Prozent, dazu kommt eine Einmalzahlung von bis zu tausend Euro. Auch das mittlere Siemens-Management kann nicht mehr so stark am Erfolg teilhaben wie früher.

Viele Jahrzehnte stand Siemens für eine gewisse Zurückhaltung, die Vorstandsvergütungen lagen immer im Mittelfeld. Spätestens seit dem Antritt von Löscher aber orientiert sich der Konzern an den Verhältnissen großer amerikanischer Wettbewerber. Aber das ist einfach der falsche Maßstab.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2010
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