Süddeutsche Zeitung

Samsung Galaxy Fold:Klappe, die zweite

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Von Helmut Martin-Jung, München

DJ Koh, der Chef von Samsungs Mobilfunksparte, ließ sämtliche asiatische Zurückhaltung fahren. "Das war blamabel", sagte er in einem Interview mit dem britischen Independent über den verschobenen Marktstart des faltbaren Smartphones Galaxy Fold. Einen Schuldigen dafür, dass das Prestigeprodukt mit einem Preis von mehr als 2000 Euro unausgereift auf den Markt kam, hat Koh auch ausgemacht: sich selbst. "Ich habe es durchgeboxt, bevor es fertig war", bekannte er. Nun will der Konzern aus Südkorea, Marktführer bei Smartphones, einen neuen Anlauf nehmen. Im September, möglicherweise zur Ifa in Berlin, soll das Fold nun auf den Markt kommen.

Die Einführung des Falthandys war im April verschoben worden, nachdem Testgeräte, die an einige Journalisten ausgeliefert worden waren, den Geist aufgegeben hatten. Die Tester hatten versehentlich eine Schutzfolie abgezogen, die für die Falttechnik aber nötig ist. Außerdem hatte es Probleme mit dem Scharnier gegeben. Weil zwischen Gerät und Scharnier eine Lücke klaffte, geriet Schmutz hinein. Die Partikel drückten dann von unten auf den Bildschirm und beschädigten diesen.

Warum aber überhaupt die Eile? Nun, Samsung steht im Wettbewerb mit dem chinesischen Konkurrenten Huawei, der zuletzt mächtig Marktanteile geholt hatte. Und auch Huawei hatte auf dem Mobile World Congress in Barcelona, der weltweit wichtigsten Mobilfunkmesse, den Prototypen eines faltbaren Smartphones gezeigt. Koh wollte da nicht zweiter Sieger sein, und nur durch das beherzte Umsteuern gelang es, eine größere Blamage zu vermeiden. Huawei hatte sich von vorneherein nicht auf einen genauen Termin festgelegt.

Die meisten Nutzer geben höchstens 400 Euro für ihr Smartphone aus

Dass die Konzerne mit den überaus teuren Falthandys das große Geschäft machen werden, ist ohnehin nicht zu erwarten. Zwar haben zum Beispiel die Nutzer in Deutschland für ein neues Smartphone im vergangenen Jahr im Durchschnitt 489 Euro ausgegeben, wie die Branchengesellschaft gfu ermittelt hat. 2013 betrug der Durchschnittspreis nur 361 Euro. Allerdings: Die Mehrheit der Nutzer legt in der Regel nur bis etwa 400 Euro dafür an (60 Prozent). Mehr als 800 Euro bezahlen nur sieben Prozent der Studienteilnehmer.

Hinzu kommt auch, dass inzwischen 60 Prozent der Nutzer ihr Smartphone länger als die früher üblichen 24 Monate behalten, 36 Prozent wechseln alle zwei Jahre. Nur vier Prozent kaufen sich alle zwölf Monate ein neues Gerät.

Das liegt vor allem daran, dass die Entwicklung der Smartphones eine Phase erreicht hat, in der die Leistungszuwächse vor allem Spezialdisziplinen wie etwa die Kamera betreffen. Oder aber, sie sind zwar messbar, spielen aber bei üblichem Nutzungsverhalten keine große Rolle. Dennoch stellen Smartphones mit 23 Millionen verkauften Geräten und mehr als 11,5 Milliarden Euro Umsatz die umsatzstärkste Produktgruppe im Markt für Unterhaltungselektronik in Deutschland. Weltweit betrachtet gehen die Smartphone-Absätze zurück, gegen den Trend konnte sich Huawei gut entwickeln - leidet aber unter dem Handelsstreit zwischen China und den USA.

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Quelle:
SZ vom 26.07.2019
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