Süddeutsche Zeitung

Reichste Frau in Deutschland:Susanne Klatten gewinnt zwei Milliarden Dollar hinzu

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Von Caspar Busse

Schwer genervt ist Susanne Klatten, 54, wenn sie immer nur als die reichste Frau Deutschlands tituliert wird. "Das beschreibt den Menschen nicht, das beschreibt nur einen Status", klagte die Multimilliardärin im vergangenen Sommer in der Zeit. Das sei vielleicht anderen wichtig, ihr aber nicht. "Es ist schon befremdlich, wenn man mit Mitte fünfzig für viele immer noch 'die Erbin' ist", fügte die öffentlichkeitsscheue Frau in einem ihrer wenigen Interviews noch an. Reiche Erbin? "Das trifft es nicht mehr." Sie habe eigene Interessen und Ziele. Am liebsten sieht sie sich als Unternehmerin.

Aus diesen Worten spricht das Ringen um Anerkennung, das Bestreben, als eigenständige Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. In diesen Tagen steht Susanne Klatten wieder im Mittelpunkt: als schwerreiche Frau und als Unternehmerin. Völlig zu trennen ist das nicht. Susanne Klattens Vater Herbert Quandt war 1960 bei BMW eingestiegen, hatte das Unternehmen damit vor der Insolvenz gerettet und den drohenden Verkauf an Daimler abgewendet. Es folgte der sagenhafte Aufstieg des Konzerns, der noch immer der Kern der Beteiligungen dieser Familie ist. Susanne Klatten und ihr Bruder Stefan Quandt sitzen seit zwanzig Jahren im Aufsichtsrat. An ihnen kommt bei BMW niemand vorbei.

An vielen Stellen aktiv

Doch Susanne Klatten ist auch bei anderen Firmen aktiv. Sie begleitet bei der TU München junge Start-up-Unternehmer, sie betätigt sich als Investorin und als Unternehmerin. Über ihre Gesellschaft Skion hält sie mehrere Beteiligungen. 2009 etwa stieg sie bei SGL Carbon ein. Die Firma aus Wiesbaden stellt Produkte aus Kohlenstoff her. Carbonfasern waren mal der große Hoffnungsträger auch für den Automobilbau. Doch ein gutes Geschäft war das bisher nicht. Erst 2018 wird das Unternehmen wieder Gewinne machen, teilte Vorstandschef Jürgen Köhler am Dienstag mit. Susanne Klatten kann das verkraften, aber sie hat ein genaues Auge drauf. Sie besitzt zusammen mit BMW fast die Hälfte der Aktien und ist Vorsitzende des Aufsichtsrats.

Umso besser läuft es bei BMW. Gemeinsam sind die Geschwister - ihre Mutter Johanna ist vor zwei Jahren gestorben - Großaktionär. Die Dividende wird erneut angehoben, und die Quandt-Erben bekommen alleine etwas mehr als eine Milliarde Euro ausgeschüttet. Auch viele andere Beteiligungen laufen gut, zur Freude Klattens. Gerade wurde wieder die Liste der reichsten Menschen der Welt veröffentlicht, berechnet von dem auf die Superreichen spezialisierten US-Magazin Forbes. Für Susanne Klatten reicht es in der Hitliste auf Platz 38, ihr Vermögen wird jetzt auf 20,4 Milliarden Dollar taxiert, immerhin knapp zwei Milliarden Dollar mehr als 2016. Der jüngere Bruder Stefan Quandt liegt mit 18,3 Milliarden Dollar auf Platz 47. Vor ihnen rangieren in Deutschland nur noch die Aldi-Süd-Erben und Georg Schaeffler, zusammen mit seiner Mutter Großaktionär des gleichnamigen Industrieunternehmens.

Seit 25 Jahren konzentriert sich Klatten vor allem auf das Management ihrer Beteiligungen. Nach dem Abitur machte sie erst eine Ausbildung zur Werbekauffrau, dann studierte sie in Großbritannien und in Frankreich Betriebswirtschaft. Bei der Dresdner Bank, bei BMW und bei der Unternehmensberatung McKinsey absolvierte sie Praktika, dann arbeitete sie bis 1990 bei Burda in München. 2008 wurde Susanne Klatten in Zusammenhang mit einer Affäre Opfer einer Erpressung, der Täter wurde später verurteilt. Seitdem ist sie noch zurückhaltender, zeigt sich kaum in der Öffentlichkeit, sie wohnt mit ihrer Familie (drei Kinder) in München und in Kitzbühel. In der Öffentlichkeit ist sie vor allem wegen ihres Reichtums bekannt, ob sie will oder nicht.

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Quelle:
SZ vom 22.03.2017
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