Süddeutsche Zeitung

Reedereien:Hapag-Lloyd und Hamburg Süd prüfen Fusion

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Die Schifffahrtskrise zwingt die beiden großen deutschen Linienreedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd an den Verhandlungstisch. Fusionieren die Logistikkonzerne, entstünde die viertgrößte Reederei der Welt.

Die beiden großen deutschen Linienreedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd prüfen eine Fusion. Vorstand und Geschäftsführung der beiden Unternehmen hätten im Einvernehmen mit ihren Gesellschaftern Gespräche aufgenommen, ob und unter welchen Bedingungen ein Zusammenschluss beider Reedereien sinnvoll sei, teilten beide Firmen mit.

Die 1871 gegründete Hamburg Süd gehört zum Oetker-Konzern, Hapag-Lloyd (seit 1970 als AG) mehrheitlich einem Konsortium unter Beteiligung der Stadt Hamburg sowie des Logistik-Unternehmers Klaus-Michael Kühne. Beide Firmen leiden derzeit unter der hartnäckigen Krise in der Schifffahrt.

Wegen Überkapazitäten speziell in der Fernost-Fahrt sind die Preise für den Containertransport auf einem niedrigen Niveau. Gleichzeitig belasten hohe Treibstoffkosten die Reedereien.

Weltweit stecken viele Schifffahrtsunternehmen in den roten Zahlen. Indizes wie der Baltic-Dry-Index oder der Harper-Index, die die Preise für Schifftransporte abbilden, zeigen seit Jahren nach unten.

Ausgang und Dauer der Gespräche völlig offen

Über eine Fusion der beiden Hamburger Unternehmen war in der Vergangenheit schon mehrfach spekuliert worden. Bei einem Zusammenschluss entstünde die viertgrößte Reederei der Welt mit mehr als 250 Containerschiffen und einer Kapazität von mehr als einer Million Standardcontainern.

Der addierte Umsatz beider Reedereien lag im vergangenen Jahr bei mehr als zehn Milliarden Euro. Hamburg Süd und Hapag-Lloyd beschäftigten zusammen fast 11.500 Mitarbeiter und transportierten rund 8,3 Millionen Standardcontainer.

Hapag-Lloyd wäre der größere der beiden Partner und würde etwa zwei Drittel des fusionierten Unternehmens ausmachen. Ausgang und Dauer der Gespräche sind nach Unternehmensangaben völlig offen.

In der Vergangenheit scheiterten Gespräche stets an der Oetker-Seite, die sich nicht mit einer Rolle als Teilhaber begnügen wollte. Klaus-Michael Kühne, der über erheblichen Einfluss bei Hapag-Lloyd verfügt, hat sich öffentlich für eine Fusion stark gemacht. Für die Stadt Hamburg dürften vor allem Standortinteressen im Vordergrund stehen.

TUI arbeitet seit Jahren an der Trennung von Hapag-Lloyd

Eine Rolle spielt auch der Reisekonzern TUI, der noch 22 Prozent an Hapag-Lloyd hält. Er möchte sie gerne abstoßen und sich auf das Reisegeschäft konzentrieren. "Wir begrüßen diese Gespräche grundsätzlich und sehen darin eine Wertchance für unseren Anteil", sagte ein Sprecher in Hannover. Allerdings werde der Konzern nicht hinnehmen, dass sich seine Rechtsposition bei Hapag-Lloyd bei einem Zusammenschluss verschlechtere. TUI darf die verbliebenen Hapag-Lloyd-Anteile inzwischen an die Börse bringen oder an einen anderen Investor veräußern, nachdem ein Verkauf an das Hamburger Konsortium bislang nicht zustande kam.

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