Süddeutsche Zeitung

Förderpolitik:Warum die Bundesregierung weniger für Raumfahrt ausgeben will

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Das Budget für das nationale Weltraumprogramm sinkt, nun will Deutschland aber umso mehr in der europäischen Raumfahrt mitmischen. Helfen soll auch die neue Raumfahrtstrategie.

Von Dieter Sürig, München

Eine neue deutsche Raumfahrtstrategie, aber im Bundeshaushalt 2024 weniger Geld für das nationale Weltraumprogramm - wie geht das zusammen? Das Bundeswirtschaftsministerium sieht solche Ziele trotz der Kürzungen nicht gefährdet. Für die "Umsetzung der Raumfahrtstrategie werden wir die uns zur Verfügung stehenden Förderinstrumente des nationalen Raumfahrtprogramms (...) optimal nutzen", heißt es in einer Stellungnahme an die SZ.

Das Ministerium verweist auch auf das höhere deutsche Budget für die Raumfahrtagentur Esa, was die Rolle Deutschlands in der europäischen Raumfahrt stärke. Dies sind der Esa zufolge für 2023 bis 2025 etwa 3,5 Milliarden Euro, sechs Prozent mehr als in der Vorperiode - Inflation nicht berücksichtigt. Deutschland ist damit derzeit der größte Beitragszahler vor Frankreich und Italien mit etwa 3,2 respektive drei Milliarden Euro, die ihre Budgets jedoch um 20 und 35 Prozent erhöht haben.

Für das nationale Weltraumprogramm will der Bund 2024 aber gut 15 Prozent weniger ausgeben, knapp 314 Millionen Euro - da für den Haushaltsplan "zum ersten Mal seit Jahren große Einsparungen erbracht werden mussten". Dabei will die Regierung mit der ersten Raumfahrtstrategie seit 2010 eigentlich auch die zunehmende Kommerzialisierung der Branche fördern, sprich junge Gründer der New-Space-Szene. Zum Beispiel ist von einem "Space-Innovation-Hub" die Rede. Dies kostet Geld, das aber womöglich gar nicht da ist.

Die Bundes-Raumfahrtbeauftragte Anna Christmann will deshalb wohl verstärkt auf Investoren aus der Wirtschaft setzen: Ein neuer kommerzieller Markt biete auch "für das deutsche Raumfahrtökosystem große Chancen". Klar sei aber auch, "dass wir neue Wege finden müssen, um mehr privates Kapital für die europäische Raumfahrt zu mobilisieren", meint sie.

Berlin will die "Ariane"-Rakete ablösen

Sie bestätigt auch, dass sich Deutschland "für einen Paradigmenwechsel bei der Beschaffung von Trägerraketen" einsetzt, also ein Nachfolgesystem für die ineffiziente Ariane-Rakete. "Durch mehr Wettbewerb soll (...) ein kostengünstigerer Zugang zum All ermöglicht werden." Dies zeige "unsere Ambition, die europäische Raumfahrt in den nächsten Jahren sehr aktiv mitzugestalten", so Christmann.

Andererseits gibt es aber auch Spekulationen, dass das deutsche Budget für das EU-Breitband-Satellitensystem Iris² von bisher 189 Millionen Euro deutlich gesenkt werden könnte. Das Ministerium dementiert dies nicht. "Die möglichen Auswirkungen des Kabinettsbeschlusses auf die einzelnen Programme sind noch offen", heißt es nur. Was die Rolle von New-Space-Firmen bei Iris² betrifft, habe sich Wirtschaftsminister Robert Habeck in einem Brief an EU-Kommissar Thierry Breton "für eine starke Rolle von Start-ups und KMU eingesetzt".

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