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Querele mit Conti:Schaeffler zieht Zorn der Autobosse auf sich

Lesezeit: 2 min

Der Dauerkrach zwischen Schaeffler-Familie und Conti besorgt die Autoindustrie. Die Fehde drohe, die ganze Branche zu beschädigen, warnen Top-Manager aus der Branche.

Der Autozulieferer Schaeffler hat sich mit seinem Machtkampf gegen Continental scharfe Kritik von Politik und Wirtschaft eingehandelt.

Die deutsche Autoindustrie sei zunehmend sauer auf die Schaeffler-Familie, berichtete das Magazin Der Spiegel. Diese habe als Mehrheitseigentümerin des Autozulieferers Continental ein Chaos angerichtet, zitierte das Magazin einen hochrangigen VW-Manager, ohne ihn namentlich zu nennen.

Dies sei für die Branche gefährlich, weil Conti eine zentrale Rolle bei der Entwicklung alternativer Antriebe spiele.

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) drohte wegen des Dauerstreits damit, Schaeffler Staatshilfen zu verweigern.

"Gemeinsame Hausaufgaben noch immer nicht gemacht"

"Bei Schaeffler/Conti sind die gemeinsamen Hausaufgaben noch immer nicht gemacht. Wenn man so arbeitet, muss man ganz leise sein, was staatliche Hilfen betrifft", sagte Zeil dem Münchner Merkur. Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) kritisierte Zeils Äußerungen und rief ihn zur Mäßigung auf.

Seit Schaeffler bei Conti einstieg, mussten Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg, Vorstandschef Manfred Wennemer und Finanzvorstand Alan Hippe ihre Posten räumen - und auch Conti-Chef Karl-Thomas Neumann droht nach weniger als einem Jahr an der Konzernspitze das Aus. "Diesen Aderlass kann das Unternehmen kaum verkraften", sagte der VW-Manager.

Ähnlich kritisch beurteilen dem Bericht zufolge auch Manager bei BMW und Daimler die Entwicklung. Sie fordern, dass die Banken, bei denen Schaeffler und Conti in Milliardenhöhe verschuldet sind, ihren Einfluss geltend machen - vor allem Martin Blessing.

Der Chef der Commerzbank und der Dresdner Bank müsse verhindern, dass die Familie Schaeffler und das Conti-Management sich weiter Schlammschlachten lieferten.

Machtkampf noch nicht endgültig entschieden

Endgültig entschieden ist der Machtkampf noch nicht. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erwägen mehrere Aufsichtsratsmitglieder auf Seiten der Anteilseigner, ihre Mandate niederzulegen. Das könne den Plan von Schaeffler durchkreuzen, Neumann abzulösen.

Nach Angaben von Conti ist für den 12. August eine weitere Aufsichtsratssitzung einberufen, in der eine Entscheidung erwartet werde. Bei dieser zweiten Abstimmung nach der Marathonsitzung vom Donnerstag ist nur noch eine einfache Mehrheit erforderlich.

Der Conti-Chef selbst hatte von "ungewöhnlichen und sehr enttäuschenden Entwicklungen" gesprochen. Diese machten es ihm "sehr schwer", auf Dauer vertrauensvoll mit Schaeffler zusammenzuarbeiten.

Der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der Gewerkschaft IG BCE erklärte danach, das Vertrauensverhältnis zwischen Neumann und Schaeffler sei "stark in Mitleidenschaft" gezogen worden. Er gehe davon aus, dass Neumann innerhalb der nächsten 14 Tage abberufen werde. Er zeigte sich enttäuscht: "Ein guter Mann geht von Bord."

Als Nachfolger von Neumann werden in Aufsichtsratskreisen dem Schaeffler-Manager Elmar Degenhart die besten Chancen eingeräumt. Der Name sei bei der nächtlichen Sitzung bereits genannt worden. Der studierte Luft- und Raumfahrttechniker leitet bei Schaeffler die Autosparte.

Gebeutelt, verschuldet, getroffen

Allerdings genehmigte der Aufsichtsrat die von Neumann vorgeschlagene Kapitalerhöhung von bis zu 1,5 Milliarden Euro. Conti ist vom Übernahmekampf des vergangenen Jahres mit Schaeffler gebeutelt, hoch verschuldet und von der Autokrise schwer getroffen.

Schaeffler hatte eine Kapitalerhöhung zunächst skeptisch gesehen, weil dies den Anteil des fränkischen Familienunternehmens an Conti verwässern könnte. Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien, weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt. Conti und Schaeffler drückt eine Schuldenlast von jeweils mehr als zehn Milliarden Euro.

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