Süddeutsche Zeitung

Probleme bei Toyota:Hilflos in Tokio

Toyota prahlt schon wieder. Angesichts der Pannenserie um defekte Gaspedale und Bremsen klingt das geradezu bizarr.

Thomas Fromm

Die E-Mail des Toyota-Managements dürfte amerikanische Autohändler am Donnerstag eher verwirrt als motiviert haben. Schecks sollen sie in den nächsten Tagen bekommen, über bis zu 75.000 Dollar. "Tun Sie das Richtige für die Kunden von Toyota", so der Appell des Konzerns an seine Vertriebsleute. Das Richtige tun - nur was? Wenn nicht einmal die Konzernspitze so genau weiß, was jetzt zu tun ist? Der Versuch Toyotas, seine Händler mit Schecks bei Laune zu halten und so das eigene Image aufzupolieren, dürfte im allgemeinen Rückruf-Chaos untergehen.

Die Mail passt zum konfusen Kommunikationsstil Toyotas dieser Tage. Millionen Autos müssen zurückgerufen werden, das Image leidet, die Kosten für das Desaster werden auf 1,4 Milliarden Euro geschätzt - und der Autobauer prahlt schon wieder damit, im bis zum 31. März laufenden Geschäftsjahr besser abzuschneiden als erwartet.

In früheren Prognosen war man noch von höheren Verlusten ausgegangen. Warum es nun besser läuft als erwartet? Weil man aggressiv die Kosten gesenkt habe und die Nachfrage nach Hybrid-Autos groß sei, heißt es. So weit, so gut.

Beide Argumente werden nur eine kurze Halbwertszeit haben. Denn ob die Nachfrage bei Hybrid-Modellen nach den jüngsten Bremsproblemen beim Vorzeigeauto Prius anhält, ist fraglich. Und auch Kostensenkungen dürften nach den verheerenden Pannen der letzten Zeit ihren Charme verloren haben - selbst wenn der Konzern stets behauptet, Qualität und Sparen schlössen sich nicht aus. Wirklich messbar werden die großen Probleme erst in den nächsten Monaten sein. Zurzeit geht es daher um mehr als Gewinne - es geht um Vertrauen.

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Quelle:
SZ vom 05.02.2010
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