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Preisstabilität in Eurozone:IWF-Chefin Lagarde warnt vor Deflation

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Angst vor fallenden Preisen und sinkenden Investitionen: IWF-Chefin Lagarde befürchtet, dass die Preisstabilität im Euroraum gefährdet ist. EZB-Chef Draghi sieht das anders.

IWF-Chefin Christine Lagarde hat die Europäischen Zentralbank (EZB) vor der nächsten Zinssitzung zur Wachsamkeit in Sachen Preisstabilität aufgefordert. Eine lange anhaltende niedrige Inflation könne das Vertrauen der Verbraucher in mittelfristig stabile Preise ins Wanken bringen, warnte Lagarde auf einer Wirtschaftskonferenz in Bilbao. "Das Risiko besteht", sagte die IWF-Chefin. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer langen Phase niedriger Inflation komme, schätze sie auf 15 bis 20 Prozent. Es sei Aufgabe der EZB, sich mit den entsprechenden Instrumenten gegen solche Risiken zu wappnen.

Die EZB kommt am Donnerstag zu ihrer nächsten Zinssitzung zusammen. Die meisten Experten rechnen allerdings nicht damit, dass sie den historisch niedrigen Leitzins von 0,25 Prozent weiter senkt. Die Inflationsrate lag im Februar mit 0,8 Prozent weit unter dem Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent.

EZB-Chef Mario Draghi widerspricht. Er sehe den Währungsraum nicht am Rande einer deflationären Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Investitionen und Konsumzurückhaltung, so seine Reaktion auf Lagardes Warnung.

Ein konjunkturschädlicher Preisverfall auf breiter Front kann erst in Gang kommen, wenn Verbraucher mit fallenden Lebenshaltungskosten rechnen und Käufe auf die lange Bank schieben. Fachleute sprechen dann davon, dass sich die Inflationserwartungen aus der Verankerung lösen. Draghi rechnet aber nicht mit einer solchen Reaktion, auch wenn die Inflation noch längere Zeit niedrig bleiben sollte.

Lagardes Forderungen an die EU

Bei der Wirtschaftskonferenz in Bilbao forderte Lagarde auch, dass die Festigung der europäischen Währungsunion eine der Schlüsselprioritäten der EU sein müsse. Dazu müssten die Bankenunion vollendet und die Bilanzen der Geldinstitute saniert werden. Die IWF-Chefin plädierte außerdem dafür, die Nachfrage in Europa anzukurbeln.

Zudem müsse die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Die Steuergesetze sollten vereinfacht und bürokratische Hürden für Unternehmen abgebaut werden. "Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, nicht nur das Wachstum zu fördern, sondern auch dafür zu sorgen, dass Millionen von Menschen wieder Arbeit bekommen."

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