Süddeutsche Zeitung

Porsche:Und ewig verkauft sich der Verbrenner

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Beim Sportwagenhersteller Porsche läuft es richtig gut. Vor allem, weil Kunden besonders gerne Verbrenner-SUVs kaufen.

Von Christina Kunkel

Was hat sich Porsche nur dabei gedacht? Ausgerechnet auf der Automesse in Shanghai, wo Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren eher wie Dinosaurier daherkamen, wo stattdessen ein Elektromodell nach dem anderen enthüllt wurde, zeigte der Stuttgarter Sportwagenhersteller: den neuen Cayenne. Einen SUV, mit Sechs- oder Achtzylinder-Verbrennungsmotor. Gut, es gibt ihn auch als Hybrid, mit dem man mit ganz zartem Gasfuß bis zu 90 Kilometer mit Strom fahren kann. Nur: Wer macht das schon? So richtig nach Zukunft sah das alles nicht aus.

Schaut man aber auf die Gegenwart, dann liegt Porsche vielleicht gar nicht so falsch mit seiner Strategie, mit den dicken Verbrennern und den SUVs. Denn die Zahlen, die das Unternehmen am Mittwoch präsentierte, sind durchaus beeindruckend. Das liegt vor allem daran, dass viel Blech, viele PS und vor allem immer noch Verbrenner sehr gefragt sind. Kaum hatte Porsche zuletzt wieder mehr Halbleiter und andere wichtige Autoteile zur Verfügung, stiegen die Verkaufszahlen im ersten Quartal, um 18 Prozent auf knapp 80 000 Fahrzeuge.

Und nicht nur das: Die börsennotierte VW-Tochter steigerte ihren Umsatz und das operative Ergebnis je um mehr als ein Viertel. Etwa zehn Milliarden Euro Umsatz, das sind 25,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dazu: 1,8 Milliarden Euro Gewinn, auch das sind 25,4 Prozent mehr als im ersten Quartal 2022. Der Sportwagenbauer verkauft also nicht nur mehr Autos, sondern verdient an jedem Fahrzeug auch noch richtig gut. Bei einem 100 000 Euro teuren Wagen bleiben aktuell etwa 18 000 Euro hängen.

Hohe Margen - hohe Preise, vor allem für E-Autos

Der Haken an der Sache: Das Geschäft läuft vor allem deshalb so prächtig, weil immer noch sehr viele wohlhabende Menschen Lust auf dicke Verbrennungsmotoren haben. Daraus macht auch Porsche keinen Hehl und schlüsselt die Absatzzahlen auf Nachfrage auf. Der kleinere SUV Macan: plus 30 Prozent. Der große SUV Cayenne: plus 23 Prozent. Und auch der 911er, bei dem noch immer nicht ganz sicher ist, ob er je ein Elektro-Pendant bekommen wird, verkaufte sich deutlich besser als zu Jahresbeginn 2022.

So geht es nicht nur Porsche. Auch Mercedes setzt vor allem auf große, teure Wagen und vermeldete zuletzt Rekordgewinne, bei BMW kommen die guten Zahlen ebenfalls hauptsächlich von den Verbrennern. Denn bei all den Transformationsbemühungen ist der Anteil an Elektroautos bei den deutschen Herstellern meist nicht einmal zweistellig, Porsche schafft immerhin durch den elektrischen Sportwagen Taycan einen E-Anteil von 11,4 Prozent. Der sei auch weiterhin sehr gefragt, heißt es aus Zuffenhausen. Nur: Der Taycan brauche besonders viele Chips, weshalb man mit der Produktion noch immer nicht ganz hinterherkomme.

Viele möglichst teure Verbrenner verkaufen - das ist also aktuell die Erfolgsformel der deutschen Premium-Autobauer. Bis sie an einem Elektromodell genauso viel verdienen wie an einem Benziner, werden allerdings noch einige Jahre vergehen. "Mittelfristig" wolle man das schaffen, heißt es von Porsche. Das können drei oder auch eher fünf Jahre sein. Auf jeden Fall wird der Sportwagenbauer schneller sein als der gesamte VW-Konzern. Denn für die Porsche-Kundschaft dürfte es nicht so tragisch sein, wenn die Preise für die Wagen steigen.

Genau das wird schon bald passieren: Im zweiten Halbjahr will Porsche die Preise in Europa und den USA zwischen vier und acht Prozent erhöhen. Für Elektroauto-Interessenten wird es sogar noch teurer. Mit der Einführung weiterer Elektromodelle sollen die Kunden deutlich mehr bezahlen als für die jeweiligen Verbrennerversionen. Beim eMacan, der im nächsten Jahr erwartet wird, macht der Unterschied zwischen zehn bis 15 Prozent aus.

Bis 2030, das bekräftigte Porsche noch mal am Mittwoch, sollen 80 Prozent aller neuen Wagen der Marke rein elektrisch sein. Vielleicht ist es also nur ein letzter Run auf das Auslaufmodell Verbrenner, der gerade passiert. Oder doch die Hoffnung einiger, dass die Motoren mit E-Fuels im Tank doch noch viele Jahre röhren werden.

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