Süddeutsche Zeitung

Pflanzengift:Glyphosat-Abstimmung in Brüssel geplatzt

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Von Markus Balser, Berlin, und Alexander Mühlauer, Brüssel

Die Neuzulassung des umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat ist vorerst geplatzt. An diesem Donnerstag soll es keine Abstimmung der EU-Mitgliedsstaaten in Brüssel mehr geben. Eine Mehrheit für ein positives Votum sei nicht in Sicht, hieß es aus Kreisen. Mehrere Länder hätten bei einer inoffiziellen Befragung eine Ablehnung oder Enthaltung signalisiert. Deshalb verzichte die EU-Kommission auf eine offizielle Abstimmung.

Die Bundesregierung hatte sich bis zuletzt nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können. Noch am Mittwoch hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für eine Verlängerung der Zulassung ausgesprochen. Die Kanzlerin teile die Haltung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin nach einer Sitzung des Kabinetts. Merkel gelang es jedoch bis zuletzt nicht, die Reihen ihrer Minister zu schließen. Die SPD blieb bei ihrem Veto.

Die geplatzte Einigung hat weitreichende Folgen. Das wegen seiner Umweltfolgen und möglicher Gesundheitsrisiken umstrittene Pflanzengift hatte sich in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Hilfsmittel der konventionellen Agrarindustrie entwickelt. Gelingt in den kommenden Wochen nicht noch eine Einigung, läuft die Genehmigung im Juni aus. Für eine Übergangsfrist von einem halben Jahr darf der Stoff dann noch gekauft und weitere zwölf Monate genutzt werden. Dann müsste Glyphosat aus dem Verkehr gezogen werden.

Das bedeutet auch einen Rückschlag für den deutschen Bayer-Konzern. Der Chemie- und Pharmakonzern aus Leverkusen greift nach dem Hersteller von Glyphosat-Bestandteilen, Monsanto: Vertreter von Bayer hätten "vor Kurzem" Mitglieder der Geschäftsführung von Monsanto getroffen, um vertraulich über eine einvernehmliche Übernahme zu sprechen, teilte Bayer am Donnerstag mit. Monsanto zeigte sich wenig begeistert: Das Angebot sei "ungebeten und unverbindlich".

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